Sind die unzähligen Baustellen schuld, die ÖBB-Personenzüge unpünktlich wie die Wasseruhr dahinzuckeln lassen? Oder sind die Fahrplaner die Bremser, weil sie nicht in der Lage oder willens sind, die Imponderabilitäten richtig zu kalkulieren? Vielleicht sind es gar die beamteten Eisenbahner, die den von dynamischen Managern modernst organisierten Hochgeschwindigkeitszugverkehr ausbremsen ...
Seit Monaten zermartern sich Manager wie Bahnexperten die Köpfe, wie sie des Chaos auf Österreichs Schienennetz Herr werden und zornige Bahnfahrer besänftigen können. Allein, befriedigende Lösungen für die Leiden der Pendler hat die Ursachenforschung bis dato nicht erbracht. Nicht auszuschließen, dass der zu einem Baukonzern mit angeschlossener Eisenbahnabteilung mutierte Mobilitätskonzern sein vormaliges Kerngeschäft nicht mehr betreiben will oder kann.
Wir wollen ja nicht mutmaßen, lieber verlassen wir uns auf Informationen aus erster Hand. Die lieferte jüngst der ÖBB-Aufsichtsratspräsident höchstpersönlich. Das freilich nicht auf Fragen im Aufsichtsrat (dort wurde das Thema elegant ausgebremst), sondern – erraten! – in der Krone. Demnach ist alles ganz einfach. Schuld an den Premium-verspätungen des als Luxusschnellzug angepriesenen ÖBB-Railjet sind nicht die fehleranfälligen Türsicherungen. Nein, es sind – erraten – die Fahrgäste; um präzise zu sein: die Raucher. Sie ziehen sich an den Haltestellen eine rein, paffen aus den Nichtraucherzügen (auch dieser Vorzug gegenüber dem Flugzeug wurde ÖBB-Fahrgästen geraubt) ungeniert hinaus. Und dann ist es Essig mit der Türschließerautomatik, der Schaffner muss Hand anlegen.
Fragt sich nur, warum sich der p. t. Fahrgast und Zwangsaktionär von überheblichen ÖBB-Funktionären für lausige, aber teure Services auch noch verhöhnen lassen muss. (Luise Ungerböck/DER STANDARD/Automobil/19.3.2010)