Das Drehmoment ist ein derartiger Hammer, dass es mehr Geschick braucht, das Vorderrad beim Start am Boden zu lassen, als bei jeder grünen Ampel einfach hemmungslos loszuwheelen. Zwischen den Beinen surrt leise ein Elektromotor, und das Lauteste sind auf einmal Fahrtwind, und das Geräusch, das die Reifen machen, wenn sie über Straßensplitt rollen. Hunderln, die ohne Leine in der Stadt unterwegs sind können nur hoffen, die Fahrer von Elektro-Motoradln am Angstschweiß-Geruch zu erschnüffeln, weil ein markerschütterndes Grölen gibt es nicht, das die Fellwurst daran erinnert, rechtzeitig zwischen Frauchens zarten Beinen Schutz zu suchen.

Foto: KTM

Bis es soweit ist, dass wir mit dem brutalen Drehmoment aus dem Akkumulator in die kalte Kuchl heizen, wird es noch ein wenig dauern. Der Verbrennungsmotor hat noch seinen fixen Platz zwischen dem Vorder- und Hinterrad - wenn es auch schon erste Hybrids gibt, wie den Piaggio-Dreiradler MP3, der einen Benzin- und einen Elektromotor hat.

Foto: Piaggio

Reine Elektro-Mopeds gibt es auch. Die sieht man zwar kaum im Straßenverkehr, aber es gibt sie. Und sie fahren nicht einmal schlecht und können mit einem anderen Moped, gerade in der Stadt, durchaus mithalten. Großer Unterschied zwischen Elektromoped und Zweitakt-Nerventod ist der Preis. Rund 2500 Euro zahlt man für ein Elektromoped. Um das Geld kann man beim Auto-Ersatzteil-Diskonter schon zwei normale Mopeds kaufen und hat dann noch genug Cash für lebenslangen Sprit in der Tasche.

Foto: iO-Scooter

Motorräder, oder sagen wir Zweiräder, die mehr als einen heißen 50er gehen, gibt es kaum mit Elektroantrieb. Seit letztem Jahr hat es Quantya geschafft, für sein Modell eine Straßenzulassung zu bekommen. Doch während die Elektro-Enduro beim Trial-Fahren quasi ewig durchhält und noch voll im Saft steht, wenn sie schon zwei Fahrer verschlissen hat, liegen ihr Landstraßen so gar nicht. Durch die permanent hohe Geschwindigkeit zuzelt der Motor den Akku schneller aus als Charlie Sheen eine Flasche Bier.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Ähnlich der Quantya präsentierte letztes Jahr KTM einen Enduro-Prototypen, der gemeinsam mit Arsenal Research entwickelt wurde. Quantya und KTM haben auf ihren E-Enduros hinten eine Reifen montiert, mit dem man eher den Steilhang halbiert, als ihn bezwingt, so schmal ist der Patschen. Das hat den Vorteil, dass der Motor nicht so belastet wird. Das hat aber den Nachteil, dass die Strom-Enduros weder zum Endurieren noch zum Crossen taugen.

Ein Lied davon kann angeblich Roland Düringer singen, der Gerüchten zu Folge mit einem Quantya auf seiner eigenen Cross-Strecke herumspringt wie Bambi an einem herrlichen Frühlingsmorgen. Leider machen die Akkus die hohen Tables nicht mit und leiden unter den heftigen Erschütterungen. Und man muss schon ein ordentliches Taschengeld bekommen, um eine Quantya zu fahren – weil für echte Offroad-Fans ist sie maximal ein Spaß-Zweit-Motorrad – um einen Preis, um den man locker eine vollständiger Crosser bekommt.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

In den nächsten Tagen wird KTM in Tokyo eine Elektro-Studie präsentieren. Viel darüber gibt es noch nicht zu erfahren – nur mit ein paar sehr finsteren Bildern machen uns die Mattighofener lange Zähne und zeigen eine Stoppelreifen-Reiben und eine mit Straßenreifen, die locker eine Supermoto sein könnte.

Wenn KTM es schafft, mit Elektromotoren bald ready to race zu sein, können wir uns auch auf Straßenradl freuen, die wirklich dazu taugen, uns täglich mit einem endlosen Lächeln in die Firma zu bringen. Spannend wird, weswegen uns die Passanten dann verfluchen, und was sie uns nachbrüllen, wenn die Motorradln auf einmal nicht mehr laut sind, als würde der Auspuff gerade zum Polieren in der Werkstatt liegen. Aber wenn wir es derwarten, werden wir schon draufkommen. Denn auf den Elektro-Radln werden wir es ja endlich auch hören und nicht nur fliegende Handtaschen, fuchtelnde Schirme und verhärmte Hunderln im Spiegel sehen. (Guido Gluschitsch)

Foto: KTM