Deutsch als Basis der Integration: Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek besucht demonstrativ Sprachschulen für Migrantinnen

Foto: DER STANDARD/andreas wenzel

Salzburg - PR-Profis wissen es: Kinder eignen sich besonders, will man Werbebotschaften erfolgreich unters Volk streuen. Auch zum Transport politischer Inhalte eignen sich die Kleinen. So startete Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) ihre österreichweite "Dialog-Tour" am Freitag - nach dem Besuch einer Einrichtung für frauenspezifische Sprachkurse - in einem Salzburger Kindergarten.

"Es sind gleich zwei Gabis da", klärt man die ob den Kamerateams und Fotografen etwas verdutzten Kids im Kindergarten am Gebirgsjägerplatz auf. Neben der Frauenministerin war auch Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) angetreten, gilt es doch, das Thema Integration für die Sozialdemokraten verstärkt zu besetzen und mit einem positiven Vorzeichen zu versehen. "Es ist schön, wenn man mehrere Sprachen spricht", freut sich Burgstaller mediengerecht mit den Kleinen, deren Eltern aus der Türkei, Serbien oder Bosnien kommen.

Gelingen soll dies, indem man "Best practice"-Beispiele nicht nur medial wirksam aufbereitet, sondern auch für deren Nachahmung wirbt. Der Kindergarten in Salzburg ist Teil eines solchen Vorzeigeprojektes. "Rucksack" nennen die Salzburger ihr Integrationsmodell, dass inzwischen in 17 der 34 städtischen Kindergärten praktiziert wird. Das vom deutschen Essen übernommene System ist einfach: Kindergartenpädagoginnen und eigens ausgewählte Stadtteilmütter erarbeiten Lern- und Spielaufgaben, die von Kindern aus Migrantenfamilien zu Hause in ihrer Muttersprache und im Kindergarten auf Deutsch geübt werden.

Jene Kinder, die an dem Projekt teilnehmen, "machen wesentlich schneller Fortschritte in der deutschen Sprache, sind selbstsicherer, und der Kontakt der Kindergartenpädagoginnen zu den Eltern ist viel intensiver geworden", bilanziert die Leiterin des Kindergartens am Gebirgsjägerplatz, Helga Walkner. Und was den hohen Besuch auch noch freut: Das Projekt Rucksack kostet nicht viel - gerade einmal 2400 Euro pro Jahr und Gruppe muss die Stadt Salzburg hinlegen.

Sie werde dafür sorgen, dass das Projekt beim nächsten Treffen der zuständigen Landesregierungsreferenten vorgestellt wird, damit es auch von anderen Bundesländern übernommen wird, verspricht Heinisch-Hosek. Dann geht es für die mitgereiste Journalistenschar ans tagespolitische Geschäft. Die Österreich-Tour sei auch eine Kampfansage an die FPÖ: "Es soll auch ein Zeichen sein, dass ich die Strache-Politik des Gegeneinander-Aufhetzens ablehne."

Aber auch Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) wird attackiert. Diese fordere von den Zuwanderern zwar Deutschkenntnisse, streiche aber gleichzeitig Geldmittel für Sprachkurse. So habe Fekter erst kürzlich 30.000 Euro für die Einrichtung "Frauen aus allen Ländern" in Innsbruck abgezogen. (Thomas Neuhold/DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.3.2010)