Boston / New York - Am größten Kunstraub der Geschichte beißen sich Kriminalisten noch 20 Jahre danach die Zähne aus - und starten jetzt einen neuen Anlauf, um das Rätsel zu lösen. In der Nacht zum 18. März 1990 hatten zwei als Polizisten verkleidete Diebe das Isabella-Stewart-Gardner-Museum in Boston betreten und zwei Wärter gefesselt und geknebelt. Dann waren sie 81 Minuten lang seelenruhig durch die Galerien gewandert und hatten sich mit Meisterwerken - unter anderem von Rembrandt, Vermeer, Degas und Manet - bedient.

Mehr als eine halbe Milliarde Dollar war ihre Beute wert - aber viel zu heiß, um sie zu verkaufen. Jetzt lässt das FBI damals gezogene DNA-Proben noch einmal mit moderneren Methoden untersuchen. Das Museum winkt zudem mit umgerechnet 3,7 Millionen Euro Belohnung, auf die auch große Werbetafeln an Autobahnen hinweisen.

Die Staatsanwaltschaft bietet zudem Immunität an. Für sie sei vorrangig, die Gemälde (das wertvollste darunter "Das Konzert" von Vermeer) zurückzuerhalten. Man könne "über Straffreiheit reden", wenn jemand die Bilder besitze, heißt es von der Behörde.

Galerist gesteht Schuld 

In einem Kunstbetrugsfall liegen jetzt dagegen die Karten auf dem Tisch: Der renommierte New Yorker Galerist Lawrence Salander hat sich am Donnerstag in einem Prozess wegen Betrugs an mehreren berühmten Kunstfreunden und Geschäftspartnern für schuldig bekannt.

Der Angeklagte hat laut Staatsanwaltschaft in New York den Vorwurf des schweren Diebstahls in 29 Fällen gestanden. Demnach muss Salander umgerechnet 88 Millionen Euro an seine Opfer zahlen, denen er in den Jahren 2004 bis 2007 Kunstobjekte verkaufte, die ihm gar nicht gehörten. Unter den Betroffenen waren Ex-Tennisspieler John McEnroe oder der Vater des Schauspielers Robert de Niro. Dem Galeristen, der mit dem Geld seinen aufwändigen Lebensstil finanzierte, drohen bis zu 18 Jahre Haft. (AFP, apn, spri, DER STANDARD/Printausgabe, 20.03.2010)