1945 datierte Truhe von Josef Hoffmann (Design) und Franz von Zülow (Dekor).

Foto: Bel Etage

Weder bei einem Tisch, noch bei Fauteuils oder Stühlen dürfen fehlende Beine ergänzt werden. Einerlei, ob das Möbel aus dem Besitz eines Kaisers von China oder einer der Mätressen Ludwig XIV. stammte. Da sind die Juryrichtlinien für historische Einrichtungsobjekte, die bei der Tefaf (The European Fine Art Fair) angeboten werden, sehr rigoros.

Nur punktuell sind Restaurierungen, minimale Ergänzungen des Furniers oder (exakt deklarierte) Vergoldungen erlaubt. Die Billigung oder der Ausschluss, so ist es in den im Messekatalog publizierten Richtlinien nachzulesen, liegt jedoch stets im Ermessen der Jury.

Bei Design steht und fällt die Erlaubnis etwa mit der Rarität. Zugelassen sind Prototypen, dazu Klassiker, die lediglich in kleineren Serien produziert wurden, Reeditionen sind selbstverständlich verbannt. Zu den wesentlichen Kriterien gehören neben der Datierung und dem kunsthistorischen Wert vor allem die Authentizität, der Zustand und das allfällige Ausmaß der Restaurierung. Insofern steht man aktuell etwas ratlos vor einer ganz offensichtlich rundum erneuerten, weil frischlackierten Gartenbank Josef Hoffmanns.

Ja, bestätigt Yves Macaux ohne Umschweife, wie auch farblich ursprünglich vorgesehen, erklärt der Galerist aus Brüssel den weißen Anstrich. War der nicht grün? Schulterzucken. Im November 2008 stand eine solche 1905 von Hoffmann für die Wiener Werkstätte entworfene und als Modell Nr.561 beim Eisengussfabrikanten August Kitschelt's Erben ausgeführte Gartenbank im Dorotheum im Angebot. 2000 bis 3000 Euro sollte das Freiluftmöbel - laut Katalogtext "mit originaler und teilweise ergänzter grüner Farbe" - kosten.

Die Bank blieb vorerst unverkauft und wechselte später im Nachverkauf für etwa 1600 Euro den Besitzer. 15.000 Euro sind jetzt in Maastricht veranschlagt. Für manche der aus London, New York, Miami oder Moskau angereisten Interior-Designer ist das noch irritierend günstig. Die Relationen im Umfeld der noch bis inklusive Sonntag laufenden weltweit einflussreichsten Kunst- und Antiquitätenmesse sind eben völlig andere und für die Allgemeinheit nicht immer nachvollziehbar.

Schräg vis-à-vis hat Wolfgang Bauer (Bel Etage, Wien) zum zweiten Mal in der Sektion Design Quartier bezogen. Die Resonanz des Publikums sei in ihrer Intensität eine wohltuende. Seit Ende vergangener Woche, seit der fast unangenehm stark frequentierten Vernissage, reißt das Interesse nicht ab. Die Begeisterung für die in Wien zur Zeit der Jahrhundertwende entstandenen Möbel und kunsthandwerklichen Kostbarkeiten hat seinen Stand zwar noch nicht leergefegt, sorgt aber für Zufriedenheit und Dank neuer internationaler Kontakte mit Sicherheit für ein blühendes Nachgeschäft.

Der Deal für die vergangenes Jahr in Maastricht präsentierte Marmorskulptur von Georg Minne ging erst vor wenigen Tagen endgültig über die Bühne. Der Maurer (1897) tritt nun seinen Weg nach Paris ins Musée d'Orsay an. Gut Ding will sogar im Tefaf-Radius seine Weile haben.

Etwa auch in der Sektion Alter Meister bei Konrad Bernheimer (München/London), der für Lucas Cranachs bereits im Vorjahr hier gastierende Darstellung David & Bathseba zwölf Monate durchsitzen musste, um sie nun für kolportierte 5,3 Millionen Euro in eine Privatsammlung weiterzureichen. Insgesamt - so die unter den 263 Teilnehmern herrschende Meinung - lief es punkto Verkäufe deutlich besser als im Vorjahr. (kron, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 20./21.03.2010)