Toni Kofler

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STANDARD: Sie haben Ihre Partnerschaft beim Berater osb-i zurückgelegt. Ein Karriereschnitt. Warum?

Kofler: Ich wollte schon länger weniger von Arbeit okkupiert sein. Dieses Business hat ja die Tendenz, die Person sehr zu fressen ... Als unser Sohn schwer erkrankt ist - heute geht es ihm wieder gut -, war klar: Ich warte nicht mehr, ich fange jetzt damit an.

STANDARD: Sie arbeiten aber noch als Berater in Veränderungsprozessen. Ist Ihr Zugang heute anders?

Kofler: Ja. Ich merke, dass Transformation nicht möglich ist, ohne diese Erfahrung als Berater auch emotional transportieren zu können. Ich stecke mehr Herzblut in weniger Aufträge, und das nicht mehr nur auf Management-Ebene.

STANDARD: Sondern wo?

Kofler: An der Basis. Ich habe z. B. in einem Projekt mit einem Logistiker eine Nacht lang Zeitungen zugestellt, um zu sehen, wie die Zusteller mit Krisen umgehen, und habe das dem Management rückgespiegelt - eine tolle Erfahrung.

STANDARD: Geht da nicht auch professionelle Distanz verloren?

Kofler: Es ist sicher eine Gratwanderung. Durch diese Annäherung wird die Wertefrage wichtiger. Die Art, wie Unternehmen mit ihren Mitarbeitern umgehen, rücke ich in den Fokus. Zum Beispiel: Wie wird Gemeinschaft gelebt?

STANDARD: Was bringt dieser Perspektivenwechsel?

Kofler: Eine andere Wirklichkeitswahrnehmung und damit neue Qualitäten in Organisationen. Das Management ist ja auch in seinen Wahrnehmungsmustern gefangen und dankbar für neue Zugänge. (Heidi Aichinger, DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.3.2010)