Eine gute Zeitlang tanzten Toyota, Lexus und Honda den Deutschen hybridmäßig auf der Nase herum, weil sie (die Deutschen) fanden, ein moderner Diesel würde auch nicht mehr verbrauchen und das ganze Elektrozeug würde sich schon von selbst erledigen. Aber der Markt entschied anders, und die Frühstarter würden belohnt. Volkswagen, Mercedes, BMW und Audi schwenkten auf die Hybridtechnologie ein und versuchen nun, Terrain gutzumachen.

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Den aktuellen Generationswechsel beim Touareg begleitet also eine Hybridversion, die einen V6 TSI mit einem E-Motor zu einer Systemleistung von 380 PS zusammenschließt, wobei – und das ist neu – eine Trennkupplung diese Verbindung wieder löst, wenn man in langsamer Fahrt rein elektrisch dahinschwebt oder bis 160 km/h vom Gas geht. Dann schaltet der Otto nicht nur ab, sondern wird auch von der 8-Gang-Automatik genommen, was Schleppmomentverluste verhindert.

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Das funktioniert. Obwohl die Konkurrenz selbiges behauptet, braucht der Fuß oft nur in die Nähe des Gaspedals zu kommen, und schon mischt sich der Verbrennungsmotor wieder ein. Der Touareg Hybrid hält die 50 km/h zwei Kilometer lang rein elektrisch, bei der Testfahrt gelang das sogar bis 60 km/h, aber vielleicht hat uns der Tacho betrogen.

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Man nennt diesen Trick "Parallelhybrid", der im harten Einsatz im Gelände bei uneingeschränkter Dauersteigfähigkeit oder als Zugfahrzeug von bis zu 3,5 Tonnen Anhängelasten seine andere starke Seite zeigt. Das Ein- und Ausschalten des Benzinmotors geschieht als unerhörter Akt, die Toleranz gegenüber einem nervösen Gasgeber ist groß, und wenn man es einmal wirklich eilig hat, stürmt der Touareg in 6,5 Sekunden auf 100.

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Trotzdem enttäuscht der Verbrauch. Obwohl wir sanft dahingondelten, erreichten wir die im Datenblatt vermerkten 8,2 Liter Verbrauch nicht mal ansatzweise. In der Praxis mussten wir um die 12,0 l / 100 km zur Kenntnis nehmen. Trotz 200 kg leichteren Fahrzeuggewichts bei leicht gewachsenen Abmessungen gegenüber dem Vorgänger, der am Fahrwerk (Alulenker) und an der Karosserie abgeschlankt wurde, trotz Start/Stopp und Rekuperation, wo beim Bremsen kinetische Energie in die Nickel-Metallhydrid-Batterie, die in der Reserveradmulde haust, zurückgespielt wird.

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Muss hier ein neuer Menschenschlag an die Lenkräder heranwachsen, ausgestattet mit feinerem Gefühl und cremiger Schlagobersmotorik, um als stoische Weltenbummler, nicht von der Wut nachfolgender Autofahrer hergescheucht, die besten Verbrauchswerte aus dem 2,2-Tonner herauszukitzeln? Oder ist der Hybridantrieb nur das Missing Link in der Entwicklung zum E-Antrieb, der Erfahrungen an der Schwelle schöpft, die Forderungen nach Nachhaltigkeit mit derzeit gangbaren Mitteln befriedigt, um dereinst in eine gloriose Zukunft aufzubrechen?

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Vorderhand sind das die Angebote, die unsere Zeit geben kann. Verpackt in eine glatte, weniger angreifbare Fassade von Geld und Macht, gesegnet mit ansprechender Geländegängigkeit und fantastischen Assistenzsystemen, die das Leben leicht- (Dynamic-Light-Assist! Man fährt mit Fernlicht, ohne die übrigen Verkehrsteilnehmer zu irritieren. Area View! Kameras an allen Ecken und Enden spielen die Umgebung auf den Screen), sich allerdings in der Aufpreisliste breitmachen.

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Die übrige Motorenpalette (V6 TDI Blue motion mit 240 PS, V8 TDI mit 340 PS und die später folgenden V6 FSI mit 280 PS und der schwächere V6 TDI mit 204 PS) "geizt" mit Treibstoff in einem Fahrzeug, das noch mehr Richtung Luxus und feine Lebensart getrimmt wurde. Der Touareg nimmt sich in seiner aktuellen Ausgabe optisch ein wenig zurück – und maximiert Charme und Können. (Andreas Hochstöger/DER STANDARD/Automobil/19.3.2010)

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