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Ein Guaraní-Camp in Niterói im Bundesstaat Rio de Janeiro

Foto: APA/EPA/Lacerda

São Paulo - Verfolgt, vertrieben, ermordet - so lautet die katastrophale Bilanz eines Berichtes der Hilfsorganisation Survival International über die Lebenssituation der Guaraní-Indigenas im Südwesten Brasiliens. Die Guaraní seien regelmäßig Opfer von Übergriffen und Mordanschlägen von Killertrupps der Farmer, die das Land der Indigenas übernommen hätten, hieß es in einem am Donnerstag vorgestellten 26-seitigen, an die Vereinten Nationen adressierten Report. In der Volksgruppe sei die Selbstmordrate extrem hoch und Unterernährung und Alkoholismus seien stark verbreitet.

Die steigende Nachfrage an Biokraftstoffen werde die Guaraní um noch mehr Land bringen und die Lebenssituation weiter verschlimmern, befürchtet die in London ansässige Organisation, die sich sich seit 40 Jahren in der Öffentlichkeit für die Rechte indigener Völker engagiert. In Brasilien leben den Angaben zufolge zwischen 43.000 und 46.000 Guaraní. Viele Guaraní-Gemeinschaften, die von ihrem Land vertrieben wurden, lebten unter Zeltplanen am Rande stark befahrener Landstraßen.

Gewaltsame Dorf-Räumung

Im September 2009 berichtete auch der mit der Katholischen Bischofskonferenz in Brasilien verbundene Indianermissionsrat (CIMI) von der gewaltsamen Räumung eines Dorfes im Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Dort seien 35 Häuser zerstört worden und die Einwohner, darunter 60 Kinder, hätten das Dorf verlassen müssen. Der CIMI-Rat kritisierte damals, dass die Farmer die Indigenas mit "terroristischen Mitteln" zum Verlassen des Gebietes zwingen wollten.

Survival International weist in dem Bericht darauf hin, dass seit 1981 mehr als 625 Guaraní Selbstmord begangen hätten. Dies seien fast 1,5 Prozent der heutigen Guaraní-Gesamtbevölkerung. "Im Jahr 2005 war ihre Suizidrate 19 mal höher als der nationale Durchschnitt. Auch Guaraní-Kinder, sogar im Alter von neun Jahren, haben Selbstmord begangen", heißt es in dem Report.

Der Direktor der Organisation, Stephen Corry, sprach von einer erschreckenden Lage: "Die Regierung Brasiliens ist moralisch und gesetzlich dazu verpflichtet, den Menschenrechtsverletzungen und rassistischen Diskriminierungen ein Ende zu setzen und die Guaraní davor zu schützen. Wenn nicht schnellstens und wirksam etwas unternommen wird, werden noch viele weitere Guaraní leiden und sterben. (APA/dpa)