Es gibt Bezirke mit einerm besseren Image als der Fünfzehnte. Rudolfsheim-Fünfhaus ist ebenso Migrantenbezirk wie Ottakring, aber auf die Trendiness des Brunnenmarkt kann der Meiselmarkt nur neidisch schielen. Und während der 16. den Arbeitsstrich hat, floriert im 15. der Sexarbeiterinnen-Strich. Der sorgt zwar für höhere Umsätze, aber auch für höheres Konfliktpotenzial.
Ist der 15. eine No-Go-Area?

Foto: STANDARD/Newald

Nein, befand Liane Lefaivre, Professorin für Geschichte und Theorie der Architektur an der Universität für Angewandte Kunst - und schickte ihre StudentInnen ins Grätzel unterhalb der Westbahn. Dort sollten sie einen Masterplan für Spielplätze entwerfen. Denn beim Spielen kommen die kleinen Leute zusammen - egal welcher Herkunft. Und niemand sei für das Projekt geeigneter als die Studierenden der Angewandten, die ja "mindestens so multikulturell wie die Bewohner des 15. Bezirkes" seien. Zudem sehe sie in Rudolfsheim-Fünfhaus "ein hohes Potenzial für Design".

Foto: Projekt "Der 15. Bezirk als Spielplatz"

Am Mittwoch wurden die Ergebnisse präsentiert. Das Besondere daran: Die teils futuristischen Spielplatz-Entwürfe wurden in Zusammenarbeit mit Rudolfsheimer Kindern geplant, die im Rahmen einer Exkursion kennenlernten, wie "die Angewandte" von innen aussieht (im Bild). Beteiligt am Projekt waren u.a. Studierende aus den Klassen Greg Lynns, Wolf Prix' und Zaha Hadids.

Foto: Projekt "Der 15. Bezirk als Spielplatz"

Unter den eindrucksvollen Entwürfen findet sich etwa der "Schwendermarkt-Bouncer". Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene sollen die Hüpfburg - etwa zur schnelleren Fortbewegung - nützen können.

Foto: Projekt "Der 15. Bezirk als Spielplatz"

Hier ein multifunktionaler Spielplatz, der eigens für den Ignaz-Kuranda-Park entworfen wurde. Es gebe zu wenig Spielmöglichkeiten für 8- bis 12-jährige Kinder, befanden die NutzerInnen des Platzes. Diese Kletter-, Rutsch-, Schaukel-, Fußball- und Versteck-Elemente tragen dem Rechnung.

Foto: Projekt "Der 15. Bezirk als Spielplatz"

Hier ein weiteres Mehrzweck-Element, speziell gedacht für den Kirchenvorplatz in der Reindorfgasse. Dieser werde schon jetzt rege bespielt, jedoch nicht zur Zufriedenheit aller, ergaben Befragungen: Immer wieder gebe es Konflikte zwischen Jung und Alt, Jung und Jünger. Die verschiedenen Farbtöne zeigen, welche Zone für welche Nutzarten gedacht sind: Dunkelblau fürs Klettern, Blau fürs Verstecken, Lila fürs Ausruhen, Rosa fürs Springen.

Foto: Projekt "Der 15. Bezirk als Spielplatz"

Ein besonders vielseitiges Projekt: Wie der Raum genützt wird, soll so wenig wie möglich vorgegeben werden. Was ist nun das Integrative an den Spielplatz-Entwürfen? Die Idee im Hintergrund des Masterplans war, nicht nur wenige, große, sondern viele dezentrale Spielflächen zu haben. So werde die Konkurrenz verschiedener Herkunftsgruppen um einen bestimmten Platz, wie etwa den Fußballkäfig im Park, vermieden, erklärt Lefaivre. Zudem arbeiten die neuen Spielflächen-Ideen weniger mit Käfigen, als mit offenen Flächen zum Klettern, Rutschen, Fantasieren.

Foto: Projekt "Der 15. Bezirk als Spielplatz"

Besonders flexibel ist der "frog circus": Mittels der seitlich angebrachten "Frösche" pumpen Kinder ihren Spielplatz genau so auf, wie sie ihn haben möchten. Wenn die jeweils maximale Höhe erreicht ist, macht das Ventil "quak".

Für alle Entwürfe gelte, dass sie auch ganz bewusst auf die Bedürfnisse der weiblichen Nutzerinnen eingehen, sagt Lefaivre.

Foto: Projekt "Der 15. Bezirk als Spielplatz"

Hier ein eher utopischer Versuch, den Verkehr in der Reindorfgasse ungeregelt zu lassen. Es gibt keine Auto-Fahrbahnen mehr, sondern grenzenlose Nutzbarkeit für alle. "Die Straße gehört nicht mehr nur den Autos", so die Erklärung der UrheberInnen.

Liane Lefaivres Traum ist es, den Spielplatz-Masterplan im 15. Bezirk tatsächlich umsetzen zu können. Was fehle, sei ein Sponsor. Scheitern könnte es wohl auch an den AnrainerInnen: Spielflächen seien wegen ihrer "Lärmbelästigung" ein ewiges Streitthema, stöhnt Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal.

Foto: Projekt "Der 15. Bezirk als Spielplatz"

Die Ausstellung "Der 15. Bezirk als Spielplatz" ist noch bis 28. März im "nadaLokal", Reindorfgasse 8, in Fünfhaus zu sehen. (mas, derStandard.at, 19.3.2010)

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