Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: Flugrouten unserer Zugvögel

Grafik: APA/mh/wax

Wien - Für die kommenden Tagen erwarten Ornithologen der Vogelschutzorganisation BirdLife ein außergewöhnliches Konzert an Vogelgezwitscher. Der Grund: Nachholbedarf nach dem vergleichsweise langen Winter, viele Arten müssen sich mit ihrem Brutgeschäft nun ins Zeug legen.

Der Gesang der Vögel dient unter anderem der Revierabgrenzung gegenüber Artgenossen. Daher wird es meist mit Beginn des Brutgeschäftes so richtig laut. "In Jahren mit durchschnittlicher Witterung sollten etwa Meisen bereits Gelege haben", so BirdLife-Geschäftsführer Gerald Pfiffinger. Die kühle Witterung hat heuer aber zu Verzögerungen geführt, daher war es in Parks und Gärten auch ungewöhnlich ruhig.

Erste Zugvögel treffen ein

Mittlerweile treffen die ersten Zugvögel ein. Auch diese sind anfällig auf Schlechtwetter. Kurzstreckenzieher können nötigenfalls sogar umkehren, wie das heuer etwa in der Bodenseeregion zu beobachten war. "Langstreckenzieher können das nicht, bei ihnen ist die Richtung einprogrammiert", so Pfiffinger. Ist das Wetter schlecht, legen diese Vögel nur Pausen ein. Generell sind kleine Vogelarten anfälliger für schlechtes Wetter als große. In Extremfällen, wenn die Tiere etwa durch Schnee lange nichts fressen, kann es während der Züge zu Massensterben kommen. Etwa bei Schwalben passiert das immer wieder.

Als Antrieb für die teilweise über Zehntausende von Kilometern führenden, jährlichen Wanderungen gelten weniger Klima oder Temperaturen. Was die Flüge nötig macht, ist vielmehr das Nahrungsangebot. Vögel haben nämlich einen besonders leistungsfähigen Energiehaushalt und einen entsprechend hohen Energiebedarf. Da voluminöse Fettreserven beim Fliegen hinderlich wären, bleibt den Tieren nichts anderes übrig, als gleichsam der Nahrung zu folgen. So treibt es Jäger und Insektenfresser im Winter in den Süden, viele Beerenfresser weichen im Sommer nach Norden und Osten aus.

Kiebitz, Rauchschwalbe & Co

Zu den Frühlingsheimkehrern zählt etwa der Kiebitz. Er legt bei seinem Weg in wärmere Gefilde im November einen recht kurzen Weg zurück, zumeist überwintert er in Südfrankreich, Spanien oder Portugal. Als Tier, dem Kälte offenbar nicht so viel ausmacht, kommt er auch schon relativ früh, meist um den 10. Februar, zurück.

Länger lassen die Rauchschwalben auf sich warten, sie treffen etwa um den 20. März aus Afrika - südlich der Sahara bis Südafrika - ein. Mitte April ist hierzulande der erste Kuckuck zu hören, sein Winterdomizil liegt in Südost-Afrika. Um die gleiche Zeit, wenngleich aus Westafrika, kommt die Nachtigall wieder nach Österreich. Besonders spät, Mitte Mai, verschlägt es den Karmingimpel (Carpodacus erythrinus) in heimische Gefilde. Er zieht im Winter auch nicht nach Süden, sondern weit nach Osten bis Nord- und Zentralindien sowie Thailand.

Wintergäste in Mitteleuropa

Dass es aber auch gefiederte Wintergäste in Mitteleuropa gibt, liegt ebenfalls am Nahrungsangebot. Meist handelt es sich um Vögel, die sich den Bauch mit allerlei Beeren und Körnern voll schlagen. Und dieses Futter ist zum Teil auch im Winter verfügbar. Beispiele sind etwa der Bergfink - er bevorzugt Buchecker - der Seidenschwanz oder die Rotdrossel. Im Sommer brüten diese Tiere in weiter nördlich liegenden Gegenden.

Auch die Saatkrähen zählen bei uns zu den Wintergästen, nur vereinzelt brüten Paare bei uns. Saatkrähen sind Allesfresser und bevorzugen neben Körnern, Samen, Obst und Nüssen auch Müllreste. Daher werden Großstädte immer mehr zur Heimstatt dieser Vögel. (APA)