Wien - Im September 2011 soll die erste Ausstellung im 20er Haus eröffnet werden. Im Tiefgeschoß wird die Artothek des Bundes auf 1.500 Quadratmetern mit einem Hochregallager und einem mittelgroßen Ausstellungsraum Platz finden, doch wer die Agenden der derzeit die Institution betreibende "Gesellschaft zur Förderung der Digitalisierung des Kulturgutes" in Zukunft übernehmen wird, ist noch unklar. Nicht in die Planungen involviert ist Vereins-Generalsekretär Christian Pultar, wie er im APA-Gespräch sagt. Ein Sprecher von Kulturministerin Claudia Schmied verweist auf laufende Verhandlungen mit dem Belvedere.

Den Vertrag mit der Gesellschaft hat der ehemalige Kunststaatssekretär Franz Morak (V) kurz vor Ende seiner Amtszeit bis 30. September 2012 verlängert. Pultar rechnet ebenfalls für den neuen Standort mit einer In-house-Vergabe an das Belvedere, das das 20er Haus übernehmen wird. "Wir haben den Auftrag damals im Rahmen einer Ausschreibung bekommen, die erspart man sich offenbar", so Pultar. Er sei jedenfalls "nie eingeladen, wenn es darum geht, wie es im neuen Standort ausschauen soll, ob die Aufgaben, die wir jetzt haben, weiter bestehen sollen, ob es weiterhin Leihverkehr geben wird...". Von der Gleichenfeier habe er aus der Zeitung erfahren. Über die Rolle der Gesellschaft in der Zukunft wollte man seitens des Ministeriums keine Auskunft geben.

Als damals die ersten Pläne aufgetaucht seien, habe Pultar bereits auf die Unwirtschaftlichkeit des Umzugs hingewiesen. Immerhin habe das Ministerium für den Bau der Artothek - seines Wissens - einen Zuschuss von drei Mio. Euro gewährt. "Das ist unwirtschaftlich, wenn man bedenkt, dass wir im ganzen Jahr für alles zusammen 280.000 (plus Umsatzsteuer) für die Lagerung, das Personal, Miete, Versicherung, Portokosten und Telefonspesen ausgeben", so Pultar. "Allein die fiktiven Zinsen von drei Millionen Euro - wie kann das wirtschaftlich sinnvoll sein?" Das Kulturministerium bezifferte die Gesamtkosten für den Neubau der Artothek mit insgesamt 3,7 Mio. Euro, von denen 2,9 aus dem Ministerium und 800.000 von der Burghauptmannschaft kommen. In der Bauphase 1 habe man 1,7 Mio. in die Artothek investiert, weitere rund 1,2 Mio. Euro seien geplant.

Die Gesamtkosten des Umbaus des 20er Hauses bezifferte Schmied vergangene Woche mit 31,3 Mio. Euro. 16,9 Mio. Euro soll der gesamte Innenausbau kosten, wobei die Verhandlungen zur Kostenteilung zwischen Kulturministerium, Belvedere und Sponsoren (derzeit geht man offenbar von 8 Mio. aus) noch laufen.

Noch im Vorjahr war die im Jahr 2002 ausgegliederte Verwahrungs- und Verleihtätigkeit der Artothek des Bundes kritisiert worden, da sie nach der Ausgliederung nicht billiger, sondern teurer geworden ist. Die Gesamtkosten für die Verwaltung der Kunstförderungsankäufe durch die "Gesellschaft zur Förderung der Digitalisierung des Kulturgutes" sei deutlich gestiegen und würde die Kosten vor dem Zeitpunkt der Auslagerung der Artothek überschreiten, hieß es damals in einer Anfragebeantwortung. Auch der Rechnungshof hatte im Dezember 2001 heftige Kritik an der Artothek des Bundes geübt. Durch die Ausgliederung sollten damals Einsparungen von 100.000 Euro pro Jahr erzielt werden. Pultar meint nun rückblickend: "Einige Beamte kennen keine Kostenrechnungen." Die Vollkosten für die Verwaltung vor der Ausgliederung seien nie erhoben worden.

Derzeit stünden vom Ministerium 500.000 Euro pro Jahr für den Ankauf von rund 350 Kunstwerken von circa 130 Künstlern zu Verfügung. Die Auswahl treffe eine Jury, die laut Pultar "relativ selten gewechselt wird" und deren Mitglieder für ihn nicht zu eruieren waren.

Zum jetzigen Zeitpunkt verwaltet die Artothek laut Pultar 34.000 Werke aktiv, 15.400 davon habe man gelagert. Die restlichen rund 19.000 Kunstwerke seien verliehen, 8.000 davon an Museen, wobei die Albertina mit 4.000 Zeichnungen und Druckgrafiken im Spitzenfeld liegt. Von den Ministerien sei das Unterrichtsministerium der größte Leihnehmer, gefolgt vom Außenministerium, das die Werke vor allem in den internationalen Repräsentanzen hängen hat.

Die Zahl der nicht auffindbaren Werke belaufe sich derzeit auf 3.000 Stück, die gegenüber der Polizei als vermisst gemeldet wurden. Diese Inventarnummern würden bis ins Jahr 1948 zurückreichen, "niemand weiß bescheid, wie das damals gelaufen ist", so Pultar. Überhaupt gebe es 520 Inventarnummern, "wo man nie gewusst hat, wo die Werke waren". Bereits 1954 habe es dieses Problem gegeben. In den vergangenen Jahren habe es nur eine Diebstahlsmeldung gegeben, diverse Verlustmeldungen bekomme man "laufend" im Rahmen der alle fünf Jahre stattfindenden Kontrollen. Die allgemeine Standortüberprüfung sei abgeschlossen, einzig "das Unterrichtsministerium selbst ist noch offen", was die Auswertung betreffe. Gerade bei "diversen Schulen ist das ein bisschen schwieriger, weil Beamte woanders hingegangen sind", so Pultar. "Das ist der einzige Bereich, wo theoretisch was fehlen könnte." (APA)