Wie viele Kirchenaustritte brauchst du noch, bevor du den Mund aufbringst?

Wie vieler zerstörter Leben bedarf es noch, bis du irgendetwas veränderst?

Verlogener geht es wohl nicht. Jahrzehnte lang werden pädophile Pfarrer, sobald sie überführt wurden, einfach nur versetzt - um woanders ihr Unwesen zu treiben. Heterosexuelle Beziehungen mit Priestern werden samt der daraus entstehenden Kinder entweder verheimlicht - oder man outet sich und fliegt mit Trara aus allen Ämtern und bekommt - zumindest beruflich - die Füße nicht mehr auf den Boden.

Jetzt ist der Flächenbrand in deiner Heimat ausgebrochen und man findet Beweise, dass du - als Bischof - nicht unwissend warst. Und du schweigst.

Die Strukturen, die solche Straftaten und ein solches hierarchisches Machtgefüge ermöglichen, gehören aufgeweicht, verändert. Und es geschieht nichts.

An der Basis strudeln sich hauptberuflich und in der Freizeit viele Männer und Frauen ab, um ein lebendiges Zeugnis von Jesus zu leben. An der Basis hat man auch verstanden, dass jetzt als allererstes einmal die Opfer gehört werden müssen und dass man ihnen helfen muss. So wie hier bei mir in Kremsmünster, wo der Abt die der Pädophilie Verdächtigten der staatlichen, zivilen Justiz ausgeliefert hat und wo man bemüht ist, den Teppich, unter den alles gekehrt wurde, zu lüften und allen Opfern eine anonyme Plattform zu geben und ihnen Hilfe zukommen zu lassen.

Und über der Basis versucht eine starre Kruste zu mauern, zu vertuschen und dem Teufel und der Basis die Schuld in die Schuhe zu schieben. Du hast die meisten seit den Achtziger-Jahren zurückgetretenen und unfreiwillig in Pension geschickten Bischöfe durch reaktionäre Kräfte ersetzt. Zuerst hinter Wojtyla und jetzt davor. Und unter diesem Deckel modert und leidet die ganze Kirche. Gefragt ist jetzt nicht, sich in Designerkleidern schweigend an die Macht zu klammern. Gefragt ist jetzt der Geist der vielen modernen, ehrlichen, aufopfernden Kräfte, die es nach wie vor in der röm. katholischen Kirche - noch - gibt.

Vielleicht bedarf es ja einer Entwicklung wie in den US - Innenpolitik: Dass das Pendel so extrem in die falsche Richtung ausschlagen muss, damit ein deutlicher und vernünftiger Gegenpol an die Macht kommen kann. Allerdings durfte in den USA die Basis wählen. Nicht nur die von Bush eingesetzten Senatoren!