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Derzeit stehen in Österreich 617 Windräder, rund drei Prozent des heimischen Stromverbrauchs werden durch Windenergie erzeugt.

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Kritiker der Windkraft beanstanden vor allem die vergleichsweise hohen Förderungen und das Eingreifen in die Landschaft.

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Windkraft gilt als saubere Energie, weil sie für die Stromproduktion keine Ressourcen benötigt und weder Abfälle noch Abgase entstehen. Außerdem spiele eine Windanlage die für ihre Erzeugung verwendete Energie schon nach drei bis sechs Monaten wieder ein, heißt es bei der IG Windkraft, der Interessenvertretung der Windkraftbetreiber. Derzeit werden rund drei Prozent des heimischen Stromverbrauchs in Windparks erzeugt, die nationale Energiestrategie sieht bis 2020 einen kontinuierlichen Ausbau vor. Die positiven Eigenschaften scheinen also auf der Hand zu liegen - trotzdem formiert sich Widerstand.

Hohe Förderungen

Kritiker beanstanden, dass die Nutzung von Windenergie unrentabel und nur aufgrund von Förderungen möglich sei. Diese erfolgen seit 2003 fast ausschließlich über die Einspeisetarife und werden von den Stromkunden getragen. "Das heißt, ein Windkraftbetreiber bekommt für jede Kilowattstunde Strom, die er ins das öffentliche Netz einspeist, einen per Verordnung festgelegten Tarif", erklärt Christian Schönbauer, Leiter Ökoenergie und Energieeffizienz bei der Regulierungsbehörde E-Control. Dieser Tarif sei "wesentlich höher als jener Preis, der für elektrische Energie sonst bezahlt wird" und werde jeweils für einen Zeitraum von 13 Jahren ab Inbetriebnahme eines Windrades gewährt.

Weitere Förderungen bestehen zum Teil in Investitionszuschüssen im Rahmen der Umweltförderung, etwa wenn Betreiber Geld in neue Technologien wie die Beheizung der Windkraft-Rotorblätter stecken, um eine Eisbildung zu vermeiden. Eine weitere, jedoch indirekte Förderung: Windkraftanlagen können naturgemäß nicht immer die gleiche Menge Strom liefern, es entstehen Schwankungen - für die der Betreiber aber nicht aufkommen muss.

Gratis Rohstoff

Dem Argument der zu hohen Förderungen kontert Stefan Hantsch, Geschäftsführer der IG Windkraft, so: "Die Windenergie hat sich gewandelt, die Einspeisetarife sind schon relativ nahe am Marktpreis." 2008 sei der Ölpreis mit 8,5 Cent sehr hoch gewesen, die Einspeisetarife für Windenergie sogar darunter gelegen. Aufgrund der Krise seien die Marktpreise für Strom zwar wieder gefallen und Windenergie im Gegenzug teurer, aber auf lange Zeit gesehen würde sich das ändern. "Wir können genau sagen, wie viel unsere Energie in Zukunft kostet, weil unser Rohstoff Wind gratis ist", sagt Hantsch. Er sieht Windenergie als eine "Absicherung für eine kostenstabile Energieversorgung". 

2009 keine neuen Anlagen

Die 617 in Österreich aufgestellten Windräder haben eine Leistung von 995 Megawatt, was der Stromversorgung von 600.000 Haushalten entspricht. Im Vorjahr wurden in anderen europäischen Ländern wie Spanien (plus 24 Prozent) oder Deutschland (plus 19 Prozent) vermehrt Windkraft-Anlagen errichtet, in Österreich herrschte Stillstand. "Es ist erstaunlich: Trotz Krise gab es bei der Windenergie weltweit 45 Prozent Wachstum, aber in Österreich keine einzige neue Anlage", sagt Hantsch. E-Control-Experte Schönbauer führt das auf eine Verteuerung der Anschaffungskosten im Vorjahr zurück, was "atypisch für neue Technologien" sei. Hinzu komme, dass die Betreiber mit den Investitionen gewartet hätten, weil schon 2009 klar gewesen sei, dass es für alle im Jahr 2010 genehmigte Anlagen höhere Einspeisetarife geben werde. Diese betragen nun 9,7 Cent je Kilowattstunde, was einer Erhöhung von 29 Prozent entspricht. Hantsch kritisiert dennoch die "Stop-and-Go-Politik" in Österreich, weil die Tarife hierzulande jedes Jahr neu ausverhandelt werden - ein Unsicherheitsfaktor für die Betreiber.

Verdreifachung der Windenergie

Die rund drei Prozent des Stromverbrauchs, die bisher aus Windenergie gewonnen werden, könnten auf zehn Prozent oder mehr gesteigert werden, so die IG Windkraft. Ökoenergie-Experte Schönbauer kann sich bis zum Jahr 2020 jedenfalls sieben bis acht Prozent vorstellen, das sind jene Werte, die in der Energiestrategie festgelegt sind.

Allein bis zum Jahr 2015 sollen in Österreich laut Ökostromgesetz zusätzliche 700 Megawatt Strom durch Windkraft erzeugt werden. Ob dieses Ziel erreicht wird, hängt davon ab, wie viele Anlagen noch in diesem Jahr genehmigt werden, sagt Hantsch. Der derzeitige hohe Einspeisetarif gilt nämlich nur für jene Neuanlagen, für die es heuer noch das Okay gibt und für die zugleich ein Antrag auf Stromabnahme durch die Ökostromabwicklungsstelle eingebracht wird. In Niederösterreich sei bisher der Bau von rund 20 neuen Windräder durchgebracht, weitere Projekte in der Schublade. Im Burgenland, das bis 2013 energieautark werden will und eine Stromversorgung zu 80 bis 90 Prozent aus Windkraft anstrebt, gebe es Pläne für 200 neue Anlagen. "Es hängt aber von der Frage ab, für wie viele davon die Betreiber noch heuer eine Genehmigung bekommen", erklärt Hantsch. Schon allein die 200 geplanten Windräder im Burgenland würden den Großteil des angestrebten Zieles von 700 zusätzlichen Megawatt ausmachen. 

Eingriff in das Landschaftsbild

Andere Kritiker der Windkraft stört das veränderte Landschaftsbild. Darüber hinaus tritt der Bundesverband zum Schutz des Waldes explizit nur gegen Windräder in Waldgebieten auf. Dass Windräder das Landschaftsbild stören, hört Hantsch ungerne. "Es ist ein Luxus, dass es eine Energieform gibt, bei der ästhetische Gesichtspunkte ein Hauptkriterium sind." Bei der Nutzung von Windenergie überwiege die Tatsache, dass sauberer Strom ohne Ressourcenverschwendung produziert werde. Wenn fossile Energieformen wie Öl erst einmal zurückgingen, würden andere Gesichtspunkte in den Vordergrund rücken. Ob Windräder tatsächlich als Zerstörung des Landschaftsbildes wahrgenommen würden, hänge außerdem maßgeblich von der Einbindung der Bevölkerung beim Bau neuer Windparks ab. (Maria Kapeller, derStandard.at, 21.3.2010)