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Die 61-jährige Christine Pujol protestiert gegen die von ihren Kritikern organisierte Wahl eines neuen Verbandspräsidenten.

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Paris - Der bizarre Machtkampf um die Führung von Frankreichs wichtigstem Hotel- und Gaststättenverband Umih geht weiter (derStandard.at hat berichtet). Die Pariser Justiz lehnte es am Dienstagabend ab, eine Eilentscheidung über die Absetzung der umstrittenen Umih-Chefin Christine Pujol zu treffen, die sich seit knapp einer Woche in ihrem Büro in der Verbandszentrale verschanzt hält. Die 61-Jährige protestiert damit gegen die von ihren Kritikern organisierte Wahl eines neuen Verbandspräsidenten. Die Justiz will jetzt frühestens am Freitag über den Fall entscheiden.

Pujol hatte sich am Mittwoch vergangener Woche mit einer Mitarbeiterin Zutritt zu ihrem bisherigen Büro in Paris verschafft. Seitdem übernachten die beiden Frauen dort in Schlafsäcken auf dem Boden. Angehörige versorgen die Bürobesetzerinnen über das Fenster mit Lebensmitteln und Kleidung. Nach eigenen Angaben sind auf ihrer Etage Wachleute positioniert, die sie bei einem Verlassen des Bereichs nicht mehr in das Arbeitszimmer zurücklassen würden.

Wütend darüber, dass die Justiz in dem Fall am Dienstag nicht entschieden habe, hätten Pujols Gegner jetzt auch die Toiletten auf dem Gang versperren lassen, berichtete die Zeitung "Le Parisien" am Mittwoch. Sie dächten auch darüber nach, Störsender zu installieren, damit Pujol ihr Handy nicht mehr benutzen und weiter Interviews geben könne.

Pujol, der mehrere Hotels und Gaststätten im südfranzösischen Carcassonne gehören, leitet den Verband seit November 2008. Der Aufstand gegen sie hatte nach der Senkung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie von 19,6 auf 5,5 Prozent im vergangenen Sommer begonnen. Die Branche war damals in die Kritik geraten, weil sie die Preise kaum senkte, worauf der französische Senat mit einer Wiedereinführung der vollen Mehrwertsteuer drohte. Ihre Kritiker warfen Pujol vor, sie habe in der Öffentlichkeit zu wenig klargemacht, dass die Gastwirte die Steuersenkung vor allem für den Erhalt von Arbeitsplätzen und Lohnerhöhungen genutzt hätten. (APA)