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In Las Vegas findet derzeit die Microsoft Web-EntwicklerInnen-Konferenz MIX10 statt. Im Mittelpunkt standen in den ersten beiden Tagen nicht nur neue Developer-Tools, Windows Azure und Silverlight 4, sondern auch die kommenden neuen Smartphones aus Redmond – die Windows Phone 7-Modelle.

Keine Details

Zahlreiche EntwicklerInnen-Sessions hatten das kommende Smartphone beziehungsweise die Entwicklung von Applikationen für die mobile Plattform zum Inhalt. Neben den klassischen Applikationen, die später auch im eigenen Marktplatz verkauft werden können, setzt Microsoft auf Spiele und mobile Videos. Trotz intensiver Nachforschungen und Nachfragens gab es von Seiten Microsofts jedoch nur sehr wenige Details zur Hardware. Der WebStandard konnte trotzdem einen – wenn auch kurzen – so doch aufschlussreichen Blick auf die kommende Handy-Generation werfen.

Vorserien-Modelle

Microsoft gab sich in Las Vegas eher zugeknöpft, was Details zum Handy betraf. So wurden keine näheren Angaben zu Lieferterminen und Zeitplänen gemacht. Zahlreiche BesucherInnen durften die Handys aus nächster Nähe betrachten, aber nicht anfassen. Hinter den Kulissen, nach einer Live-Demo konnte der WebStandard aber doch das Gerät in Händen halten. Die Vorserien-Geräte der Windows Phone Series 7, die Microsoft auf der MIX10 im Gepäck hatte, sind in Größe und Gewicht mit dem HTC HD2-Modell beziehungsweise dem Samsung Omnia HD vergleichbar. Als Hersteller soll beim getesteten Modell auch wirklich das koreanische Unternehmen Samsung fungiert haben. Auch wenn kein Branding auf dem Gerät zu sehen war, scheinen die Parallelen zum Omnia HD sehr groß zu sein.

Asus, Samsung und LG

In einigen Sessions wurden erste Windows Phone 7-Endgeräte kurz präsentiert, aber ohne nähere Details, es sollte dabei lediglich der Formfaktor vorgestellt werden. Interessant ist auch, dass es keine genauen Angaben darüber gibt, wie viele Vorserien-Modelle auf der MIX10 wirklich präsentiert wurden. Bestätigen, da mit eigenen Augen gesehen, kann der WebStandard Handy von Asus, Samsung und LG - beim LG-Modelle handelte es sich um ein Sliderhandy. Im Pressezentrum kursierten Gerüchte über einige HTC-Modelle, die auf der MIX10 vorgestellt wurden, allerdings gab es dazu keine offizielle Ankündigung.

Solide Verarbeitung

Die Handys sind solide verarbeitet, liegen gut in der Hand und verfügen über mehrere Tasten an der Vorderseite, sowie einen Kamerabutton an der Längsseite. Multitouch-Funktionalität will Microsoft jedoch nicht bei allen Anwendungen bieten, hieß es zumindest in Las Vegas. 

 

 

Kinderkrankheiten

Für einen ausführlichen Test reichten die paar Minuten Ausprobieren leider nicht aus. Zudem zeigte sich, dass die Vorseriengeräte noch einige Kinderkrankheiten aufwiesen. Im Vorfeld der MIX10 gab es zwar bereits Gerüchte, dass Microsoft in Las Vegas erste Testgeräte verteilen würde, allerdings wurden diese Aussagen nicht wahr. Es scheint als wurden die ersten Windows Phone 7-Geräte gerade rechtzeitig vor dem Mobile World Congress in Barcelona fertig.

Startprobleme

Über weite Strecken reagierte die Touchscreen problemlos, Anwendungen gingen schnell auf und ließen sich gut bedienen. Einige Applikationen auf dem Handy hatten jedoch deutliche Startschwierigkeiten - aber wie gesagt es handelt sich dabei um ein Vorseriengerät.

 

 

User-Interface

Nichtsdestotrotz konnten schon einige Schlüssel-Features näher unter die Lupe genommen werden. So zeigte sich, dass Microsoft bei seinem Handy definitiv in Richtung Consumer-Bereich abzielt und wenig neue Ansätze für den Unternehmenseinsatz parat hat. Das User-Interface erinnert in vielen Bereichen an jenes des Multimediaplayers Zune. Die Navigation ist übersichtlich und intuitiv.

Spiele und Video

Microsoft legt einen klaren Fokus auf die multimediale Unterhaltung am Handy. So können die AnwenderInnen ihren Avatar aus dem Xbox Live-Universum integrieren, auf XNA-Games auf dem Store zurückgreifen und auch mobil Erfahrungspunkte sammeln. Ein weiterer Aspekt auf den Microsof setzt, sind Videos und die Verknüpfung von Inhalten im Web und am Desktop auf dem Handy. Auch im Bereich Musik ist die Zune-Vergangenheit des Handys nicht zu leugnen.

Kein IE9 am Windows Phone 7

Microsoft bestätigte zudem auch, dass es keinen Internet Explorer 9 in den Windows Phone 7-Geräten geben wird. "Der integrierte Browser ist sehr gut, wir arbeiten an einem noch besseren Browser - dem IE9 - doch dieser wird zum Start der Handys nicht integriert sein", heißt es von Seiten Microsofts. Zudem sollen die ersten Endgeräte auch keine "Copy&Paste"-Funktion bieten, heißt es auf der MIX10. Man darf gespannt sein, war dieser Punkt doch ein großes Thema bei Apples iPhone.

Ein erstes Fazit

Noch kann keine wirkliche Einschätzung über die tatsächlichen Möglichkeiten der Windows Phone 7-Series-Modelle gegeben werden. In Las Vegas präsentierten sich die ersten Modelle optisch ansprechend, durchdacht, in guter Verarbeitung und mit einigen spannenden Features. Das Testvergnügen war allerdings durch einige Kinderkrankheiten leicht getrübt. Aber es besteht wohl kein Grund nicht davon auszugehen, dass diese Fehler bis zur finalen Auslieferung noch behoben werden. Microsoft setzt weiterhin gezielt auf multimediale Unterhaltung und die Verschmelzung der Plattformen. Ob sich Microsoft mit Apple matchen können wird, dürfte aber in erster Linie davon abhängen, ob sich genug EntwicklerInnen finden, die Applikationen erstellen. Und eines hat sich auf der diesjährigen MIX10 deutlich gezeigt - Microsoft will die "Phone Developer" abholen und ihnen eine Plattform öffnen - es wird sich in einigen Monaten zeigen, ob das Konzept aufgehen wird.(Gregor Kucera aus Las Vegas, derStandard.at vom 17.3.2010)