Dieter Moor.

Foto: ORF/Badzic

Stolze viermal im Jahr hat der ORF für seine literaturinteressierte Kundschaft ein vermeintliches Leckerli: "les.art", den Büchertalk mit Dieter Moor. Nachteule muss man freilich sein, diesen Montag begann die Ausstrahlung um 23.20 Uhr. Die inhaltliche Positionierung ist etwas rätselhaft, klar ist nur, was les.art nicht will: einen Überblick über den aktuellen Literaturmarkt bieten - auch wenn einleitend etwas von der Leipziger Buchmesse als Anlass der Sendung gebrummelt wurde - und interessante Neuerscheinungen diskutieren.

Das heißt, diskutiert sollte vermutlich schon werden. "Was bedeutet Gesellschaftskritik heute?" lautete das - hust - brandaktuelle Thema der Sendung, zu der man den Liedermacher Wolf Biermann, die Schriftstellerin Kathrin Röggla und den Journalisten Klaus Nüchtern geladen hatte. Ein Problem bestand neben Biermanns stockender Sprechweise aber darin, dass dieser wohl nicht der war, den Moor erwartet hatte, wodurch der Fragesteller auflief. Außerdem machten zwei kurze Einspielungen zum Thema trotz aller vermeintlich tiefgründigen Schwurbelsätze höchstens deutlich, dass die Bebilderung ebendieser keine leichte Übung ist.

An aktuellen Büchern wurde - neben etwas Werbung für das Werk der Gäste - nur der neueste Roman von Miljenko Jergovic vorgestellt. Da aber außer Nüchtern wohl keiner das Buch gelesen hatte, konnte auch hier nichts diskutiert werden. Zum Schluss durfte noch jeder Gast ein Buch empfehlen, von einem lebenden Autor war leider keines dabei. Dass auch nicht die Chance genutzt wurde, auf "Capote", den anschließenden art.film, einzugehen, verwundert freilich nicht. Wer sieht um diese Uhrzeit denn schon fern? (Dorian Waller/DER STANDARD; Printausgabe, 17.3.2010)