Die somalische Regierung musste sich die jüngste Kooperation mit einer Rebellengruppe durch eine Regierungsbeteiligung teuer erkaufen. Die neue Machtaufteilung zeigt den Grad der Verzweiflung in Mogadischu. Der seit 2004 andauernde Versuch, mit internationaler Hilfe die Übergangsregierung zu etablieren, ist gescheitert - ebenfalls die Strategie, durch die Integration von Rebellen die Einflusssphären der Regierung zu vergrößern.

Der seit einem Jahr regierende Präsident Sharif Sheikh Ahmed etwa war selbst ein Rebell. Die Integration der sogenannten "moderaten Islamisten" rund um ihn hat aber nichts gebracht. Ganz im Gegenteil: Die Regierung hat weiter an Terrain verloren. Denn sobald die Rebellen kooperieren, gelten sie als Verräter, und andere Milizen übernehmen ihre Rolle. Trotzdem empfiehlt der in den USAeinflussreiche Council of Foreign Relations (CFR), sogar die Al-Kaida nahe Al-Shabaab könne an der Macht beteiligt werden, solange sie nicht mit ausländischen Terrorgruppen kooperiere. Die USAsollten die "Islamistische Herrschaft" akzeptieren, so der CFR, denn die Unterstützung der Übergangsregierung habe sich als kontraproduktiv erwiesen.

Die US-Strategie in Somalia ist nicht aufgegangen. Doch dass sich die Al-Shabaab, die den Abzug der Friedenstruppen fordert, nach einer Machtbeteiligung "moderat" verhalten könnte, ist Wunschdenken. Die Regierung würde dadurch noch stärker fragmentiert werden. (Adelheid Wölfl/DER STANDARD, Printausgabe, 17.3.2010)