Die Bilgeris (Regisseur Reinhold mit Megafon, Ehefrau und Hauptdarstellerin Beatrix im Pelzmantel) am Lawinen-Set - Soldaten des Jägerbataillons 23 spielen Berg-Gendarmen anno 1954

Foto: © Christian Grass 2010

Bregenz - "Some Girls are ladies" dröhnte es einst aus allen Discos, Bilgeri, der Desperado aus Vorarlberg, schaffte es sogar in die US-Charts. Heute ist dem fast 60-Jährigen (am 26. März hat er Geburtstag) die Bestsellerliste wichtiger. Dort hat sein Erstlingsroman Der Atem des Himmels, erschienen 2007, einen festen Platz. Das Buch ist eine Homage an Bilgeris Mutter, die als verarmte Landadelige aus Südtirol nach Vorarlberg kam, im Großen Walsertal als Lehrerin arbeitete und dort die Liebe ihres Lebens fand. Wie die Romanfiguren Erna und Eugenio.

Der zweite Handlungsstrang ist die Lawinenkatastrophe von 1954: Am 11. Jänner zerstörten die Falvkopf- und die Mont-Calv-Lawinen große Teile des Walser Bergdorfs Blons. Jeder dritte Einwohner wurde verschüttet, 47 Menschen starben in den Schneemassen. "Die Katastrophe von Blons ist mir nie aus dem Kopf gegangen, hat mich ein Leben lang beschäftigt", sagt Reinhold Bilgeri.

Um Produzenten für den Stoff zu begeistern, hat Bilgeri nicht nur ein Drehbuch, sondern gleich auch einen Roman geschrieben. "Aus spekulativen Gründen", wie er unumwunden zugibt. Der Atem des Himmels wurde mehr als ein Teaser für die Filmwirtschaft. Mittlerweile erschien er in vierter Auflage bei Piper. Bilgeri, dem gelernten Deutsch- und Philolehrer, gelang mit seinem Erstlingswerk "ein Hammer von einem Buch", wie Schriftsteller Michael Köhlmeier seinen Freund lobt.

Bilgeris Kalkül ging fast auf, deutsche Produzenten bissen an. Er verkaufte die Rechte, um sie aber gleich wieder zurückzukaufen und eine eigene Filmfirma zu gründen. Denn Autor Bilgeri wollte selbst Regie führen und die Besetzung bestimmen. Schon beim Schreiben stand für ihn fest: "Keine andere als meine Frau Beatrix kann die Erna spielen." Die Rolle des traumatisierten Waisenkindes Pia bekam die gemeinsame Tochter Laura. In einer Nebenrolle zu sehen ist Bilgeris Neffe Eric Judor, Comedy-Star aus Frankreich.

"Wir sind nicht bei Trost"

In Oberpartnom, rund um die Breithornhütte, ließ Bilgeri das Filmdorf bauen. Ein Blons im Kleinen auf 1700 Meter Seehöhe. "Guided Tours" führen seit letztem Sommer zum "höchstgelegenen Filmdorf Europas". Zurzeit werden die Winterszenen gedreht.

Das Dorf ist nur noch ein Trümmerhaufen. Die von Handwerkern aus dem Großen Walsertal errichteten Holzhäuser wurden mit Ratracs und Seilwinden niedergerissen. Unter dem echten Schnee liegen nun falsche Kühe und Leichen-Puppen.

3,5 Millionen Euro investierte die Bilgeri Film Productions GmbH in den Film, weitere 1,5 Millionen Euro werden in das Marketing fließen. "Ja, wir sind nicht ganz bei Trost", sagt Reinhold Bilgeri, "wenn's schiefgeht, kommt auf uns eine finanziellen Lawine zu." Coproduzent Tom Feldkircher: "Klar sind wir wahnsinnig." Aber: "Über den Bilgeri hat man schon öfter gelacht: Damals, als er den Lehrerjob aufgab und Rockstar wurde. Er hat es in die US-Charts gebracht. Dann, als er einen Roman geschrieben hat. Der wurde ein Bestseller. Und jetzt, weil er einen Film macht. Auch das wird ein Erfolg." Dafür sollen die Bilder von Tomas Erhart (Kamera) und Schauspieler wie Krista Stadler oder Gerd Böckmann garantieren.

Weltpremiere ist am 24. August auf der Bregenzer Seebühne. (Jutta Berger/DER STANDARD, Printausgabe, 16. März 2010)