"Spaß mit Hase" , Schluss mit lustig: Judith Zdesar erzählt trotz Riesenplüschtier von den Härten, denen sich Jugendliche aus Sehnsucht nach Anerkennung aussetzen.Foto: Diagonale

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Florian Röser lässt in Ausflug einfach eine Frau und einen Mann in einem Auto zu einer Hochzeit fahren. Wobei: Einfach ist hier gar nichts. Es wird angelockt und abgestoßen, Gereiztheit und Vertraulichkeit sind in beständigem Wechsel. Eine ausführliche Biografie des Paares wird dem Zuseher vorenthalten, wodurch dieser zum Verhaltensforscher wird - gleichsam zwei in einen Käfig gesperrte Raubtiere beobachtend.

Was Rösers Paar mit dem in Marie Kreutzers INGRID verbindet, ist das kurzzeitige Erreichen einer bereits verlorengeglaubten Nähe beim Hören von Musik. In sanftem Schwarzweiß und mit vielen Jump-Cuts à la Godard zeigt Kreutzer zwei Frauen, für deren Beziehung der letzte Zug in wenigen Stunden abfährt. Michi hat ein Ticket nach Barcelona und möchte, dass Patricia mitkommt. Patricia hingegen sehnt sich nach mehr Einfachheit und Klarheit in ihrem Leben, eine schwermütige und eifersüchtige Freundin passt da nicht wirklich ins Konzept.

Pia Hierzegger, die sich in INGRID vergeblich um ihre Freundin bemüht, spielt auch in dem auf einer steirischen Sage basierenden Der Herzerlfresser, einem sujetgemäß völlig anderen Film. Darin erzählt Anna Schwingenschuh in grünen Wäldern und dunklen Bauernstuben von Paul, einem simplen Knecht, der zum Serienmörder mutiert, nachdem er vom Tod seiner geliebten Stanzi gehört hat:

Um unsichtbar zu werden und mit der Toten in Kontakt treten zu können, geht er auf die Jagd nach den Herzen von Jungfrauen. Wenn sich Paul nach dem Verzehr des letzten Herzens tatsächlich unsichtbar wähnt, hat allein er sein Glück, einen einsamen Triumph, gefunden.

Sehen und Gesehenwerden spielt schließlich auch in Spaß mit Hase von Judith Zdesar eine Rolle, wenn Jugendliche mit ihren Handykameras heimlich kurze Prügelclips drehen. Chris will mit den Videos seinen Nachbarn, einen diabolischen Verführer mit Motorrad, beeindrucken, während Johnny seine Stellung als bester Freund von Chris zu halten versucht. Johnnys kleiner Bruder wiederum lässt sich von den "Großen" nur allzu gerne als Stunthase verwenden. Das Ziel ist somit immer die Bewunderung eines anderen, das Ende mit Schrecken nur eine Frage der Zeit. (Dorian Waller, SPEZIAL - DER STANDARD/Printausgabe, 16./17.03.2010)