Anmerkungen zu einem Lebenswerk: Wolf Suschitzky, Fotograf und Kameramann, im Filmporträt von Joerg Burger.

Foto: Diagonale

An den 1950 verstorbenen Günther Krampf erinnert eine kleine Filmreihe.

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Der alte Herr entschuldigt sich für sein rostiges Deutsch, bevor er in genau formulierten Sätzen ein bisschen aus seinem Leben erzählt.Die Eckdaten kommen aus dem Off: Wolf Suschitzky, 1912 in Wien geboren, an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt ausgebildet, lässt sich nach Februar 1934 in London nieder. Suschitzky selbst fällt dazu ein, wie ihn in der neuen Stadt die Straßenzüge faszinierten, die jeweils einem Gewerbe gewidmet waren.

Dabei sieht man seine Schwarzweiß-Fotografien aus den 30er-Jahren. Sie zeigen Menschen, die sich vor den Schaufenstern der Buchhandlungen an der Charing Cross Road scharen. Und vielleicht hat die Vorliebe für dieses Motiv auch mit der Erinnerung an die väterliche Buchhandlung in Wien zu tun. So verdichtet sich in in einer Folge von Sequenzen, in einem knapp 20-minütigen Film, immer wieder Lebensgeschichte.

Die Porträtminiatur von Joerg Burger wird bei der Diagonale uraufgeführt, und zwar im Rahmen einer jener von Synema für das Festival kuratierten Spezialreihen, die seit Jahren an das Filmschaffen Emigrierter erinnern. Suschitzky, der bald von der Fotografie zum (Dokumentar-)Film kam - Get Carter ist seine berühmteste Kameraarbeit - war 2007 zu Gast, in diesem Jahr wird ein Kollege gewürdigt:

Der 1899 in Wien geborene Günther Krampf stand bei bedeutenden deutschen Produktionen wie G. W. Pabsts Die Büchse der Pandora (1929) oder den auf einem Drehbuch von Bert Brecht basierenden Spielfilm Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt? (1932) hinter der Kamera. Danach begann auch er in Großbritannien zu arbeiten. Unter anderem war er an zwei frühen Anti-Nazi-Filmen beteiligt. Krampf verstarb bereits 1950, fünf seiner mehr als 70 Arbeiten werden nun in Graz gezeigt. (Isabella Reicher, SPEZIAL - DER STANDARD/Printausgabe, 16./17.03.2010)