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2000: Vor 10 Jahren
In Österreich ging die Jahrtausendwende mit einer politischen Richtungsänderung einher. Frauenpolitik wurde in der schwarz-blauen Koalition primär als reaktionäre Familienpolitik verstanden und praktiziert. Als erstes deutliches Signal wurde das Frauenministerium abgeschafft und die Frauenagenden in das Sozial- und Familienressort eingegliedert. Nach dem raschen Scheitern von Ministerin Elisabeth Sickl folgte ein Mann ins Amt der Fraunministerin: Herbert Haupt. Der Veterinärmediziner zeigte sich jedoch an der Unterstützung von Männern mehr interessiert als das seine Funktion zuließ. Er schuf eine männerpolitische Grundsatzabteilung, da sich immer mehr "hilfsbedürftige Männer" an die Gleichbehandlungskommission gewendet hätten. Die tatsächlichen Zahlen sagten anderes: 1999 standen 145 diskriminierten Männern 627 ebensolche Frauen gegenüber. Gleichzeitig wurden die Subventionen für beinahe alle Frauenvereine extrem gekürzt.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

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1990: Vor 20 Jahren
Der schweizerische Halbkanton Appenzell-Innerrhoden kam nun nicht mehr umhin als letztes Gebiet in der Schweiz das Frauenwahlrecht zuzulassen. Ein Urteil des Bundesgerichts in Lausanne verhalf den Appenzellerinnen zu ihrer politischen Gleichstellung, obwohl die Mehrheit der männlichen Mitbürger dagegen gestimmt hatte. Für die Änderung waren jedoch drei Stimmrechtsbeschwerden notwendig gewesen. Die Schweiz ist übrigens jenes Land, in dem das Frauenwahlrecht am spätesten von allen europäischen Ländern eingeführt worden ist, auf Bundesebene nämlich im Jahr 1971. Nur Liechtenstein war - bis auf Appenzell - noch später dran: 1984.

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1980: Vor 30 Jahren
In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Diskriminierung von Mädchen und Frauen im Berufsleben auf breiter Ebene diskutiert. "Chancengleichheit" in sogenannten Männerberufen sei nicht gewährleistet, wenn der Frauenanteil nicht einmal die 20-Prozent-Marke erreiche, hieß es. Trotz Modellversuchen zur Erschließung von Berufen  des gewerblich-technischen Sektors für das weibliche Geschlecht hatte sich an der geringen Zahl von Mädchen und Frauen nur wenig geändert. Die Gründe dafür wurden in der Verbreitung traditioneller Weiblichkeitsvorstellungen und der Angst vor Pöbelei in männlich dominierten Arbeitsstätten geortet. Dazu kam die damals noch schwerer als heute praktizierbare Vereinbarung von Beruf, Hausarbeit und Kinderbetreuung.

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1970: Vor 40 Jahren
Mit 319 gegen 296 Stimmen billigte die italienische Abgeordnetenkammer in Rom das lange Zeit heftig bekämpfte Gesetz zur Einführung der zivilrechtlichen Ehescheidung. Nach der neuen Regelung wurde der rechtliche Vollzug der Scheidung erlaubt, wenn eine Fortsetzung der Ehe unmöglich erscheint. Außerdem verlor die kirchliche Eheschließung ihre Gültigkeit für das bürgerliche Recht. Bislang konnte in Italien eine Ehe nur durch den Tod eines Partners oder durch die Sacra Rota, das Scheidungstribunal des Vatikans aufgelöst werden.

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1960: Vor 50 Jahren
In den USA kam die Antibabypille auf den Markt. Das empfängnisverhütende Hormonpräparat, anfangs nur verheirateten Frauen vorbehalten, wurde zu Beginn der 60er-Jahre als revolutionär für das sexuelle Selbstbestimmungsrecht der Frau angesehen. Erst im Verlauf der 70er-Jahre artikulierten viele Frauen ihren Unmut über die chemische Fremdbestimmung und quasi "jederzeit"-Verfügbarbeit ihrer Körper. Darüber hinaus waren die Nebenwirkungen bei den ersten Präparaten noch enorm: Übelkeit, Brustspannen, Kopfschmerzen und Gewichtszunahmen gehörten zum normalen Erscheinungsbild.

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1950: Vor 60 Jahren
An den alleinstehenden Frauen ging das "Wirtschaftswunder" meist spurlos vorüber. Ihre ökonomische und soziale Stellung war in jener Zeit, die nur Ehe und Familie als gültige Lebensformen akzeptierte, desolat. Alleinstehende bekamen die familienpolitischen Leitbilder auf mehreren Ebenen zu spüren: als Erwerbstätige, Mütter, Rentnerinnen, Fürsorgeempfängerinnen. Als Wohnungssuchende waren sie genauso benachteiligt, weil Familien bei der Vergabe bevorzugt wurrden, als als Jobsuchende: Männlichen Haushaltsvorständen wurde als Familienernährer der Vorrang gegeben. Gleichzeitig ging mit dieser Konsolidierung des konservativen Familienmodells die Auflösung von Frauengemeinschaften einher, die sich in den Nachkriegsjahren bewährt hatten und auf diese Weise fielen viele alleinstehende Frauen aus allen sozialen Netzen.

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1940: Vor 70 Jahren
Im Frühling 1940 verhängte die NSDAP einen Nachrichtenstopp über den Einsatz von Frauen in der Kriegswirtschaft. Berichte über Frauen in der Rüstungsindustrie waren dahingehend zu manipulieren, dass "in keiner Weise der Eindruck entsteht, als ob es sich bei der Frauenarbeit um Zwang handelt". Für die Frauen selbst, die den Strapazen der Dienstpflicht ausgesetzt waren, klangen Appelle an freiwillige Solidarität wie blanker Hohn. Es handelte sich um Zwangsverpflichtung in den Rüstungsbetrieben von zumeist proletarischen Frauen, die bereits vor dem Krieg in Fabriken gearbeitet hatten. Bürgerliche Frauen blieben zumeist verschont.

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1930: Vor 80 Jahren
Der Deutsche Reichstag lehnte einen Gesetzesentwurf der NSDAP ab, der vorsah gegen "denjenigen strafrechtlich vorzugehen, der die natürliche Fruchtbarkeit des deutschen Volkes zum Schaden der Nation künstlich zu hemmen sucht".

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1920: Vor 90 Jahren
In den USA wurde die Ratifizierung des 19. Zusatzartikels zur Verfassung bekannt gegeben, der die Einführung des allgemeinen Frauenwahlrechts beinhaltet: 26 Millionen Frauen waren nun wahlberechtigt. Die entscheidende Abstimmung hatte bereits 1918 stattgefunden und war das Ergebnis eines langen Kampfes. Suffragetten demonstrierten, brachten große Plakate und Leuchtreklamen an, hielten Vorträge, führten Theaterstücke auf etc. Vor den Toren des Weißen Hauses in Washington hatten sie 1917 wochenlang Posten bezogen mit Transparenten folgenden Inhalts: "Wie lange müssen die Frauen auf die Freiheit warten?" Erst 50 Jahre nachdem Wyoming als erstes US-amerikanisches Land Frauen das Wahlrecht eingeräumt hatte, befasste sich das Parlament in Washington damit.

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1910: Vor 100 Jahren
In London fand am 18. November eine der größten und blutigsten Demonstrationen britischer Frauenstimmrechtlerinnen statt. Unter ihnen die bekannten Suffragetten Emmeline Pankhurst und Garrett Anderson. Kurz vor dem Parlament, in dem sich die Frauen Gehör verschaffen wollten, kam es zu einem Tumult. Über 1000 Polizisten und organisierte Banden gingen auf die Frauen los, knüppelten sie nieder, ritten sie mit Pferden nieder, traten und schlugen sie, schliffen sie an den Haaren. Zwei Frauen starben an den Verletzungen und 150 wurden nach dem sechs Stunden dauerndem Kampf verhaftet. Dieser Tag ist als "Schwarzer Freitag" in die Geschichte der Suffragettenbewegung eingegangen. Einen gewissen Erfolg hatten die Frauen jedoch schon: Im Februar hieß es, dass Frauen, die das Kommunalrecht besitzen, also Steuern zahlen, so wie Männer das politische Wahlrecht erhalten.
(Dagmar Buchta/dieStandard.at, 14.03.2010)

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