Kremsmünster - Das Stift Kremsmünster ging nach den Missbrauchsvorwürfen - fünf ehemalige Internatsschüler beschuldigten drei Patres, von ihnen in den 1980er-Jahren missbraucht worden zu sein - am Donnerstag in die Offensive. "Alle drei Patres sind bereits am Mittwoch ihrer Ämter enthoben worden" , erklärte Abt Ambros Ebhart in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Die Geistlichen hatten bis dahin in verschiedenen Bereichen im Kloster gearbeitet. Einer sei in einer Pfarre, einer für Internes und einer als geistlicher Begleiter der Schüler tätig gewesen.

"Ich bedauere, dass Menschen solche Leiderfahrungen in unseren Einrichtungen gemacht haben" , beteuerte der Abt. Auf die Frage, ob sich die Vorwürfe der ehemaligen Schüler bestätigt hätten, meinte er: "Ein Pater hat zu mir gesagt: ‚Ja, so ist es passiert.‘"

Konkret geht es dabei um die Aussagen eines Schülers: "Wenn man im Speisesaal zu laut war, läutete der Pater mit einer Glocke. Der Betroffene musste sich neben ihn hinknien. Dann drückte und rieb der Pater den Kopf des Schülers fest in seinen Schoß. Mit der anderen Hand holte er weit aus und gab ihm eine sehr heftige Ohrfeige." In einer ersten Reaktion leugnete der Pater die Vorwürfe noch als "zusammengereimten Unsinn" . Inzwischen bereue er, "diese Worte gewählt zu haben" . Und er bedauert, "dass seine Handlungen als Missbrauch aufgefasst wurden" , meinte Abt Ebhart. Angesprochen auf die Konsequenzen gab er sich zurückhaltend: "Wir werden das jetzt genau aufarbeiten. Aber man muss auch Barmherzigkeit walten lassen." Man nehme aber die Aussagen der Opfer ernst und glaube ihnen. Das Stift habe ein Interesse daran, dass alle Fälle geklärt werden, und sei froh um jede Hilfe von staatlichen und diözesanen Stellen. Man werde die Vorwürfe in die diözesane Kommission gegen Missbrauch und Gewalt in Linz einbringen. Dort werden aktuell neun Fälle inklusive Kremsmünster behandelt.

Nach Bekanntwerden des Missbrauchfalls in der Erzabtei St .Peter am Montag melden sich bei der Erzdiözese Salzburg täglich neue mögliche Opfer. Die Ombudsstelle wird deshalb erweitert.

Aufgrund der Häufung von sexuellen Übergriffen im kirchlichen Umfeld ist nun auch die politische Debatte entbrannt. SPÖ-Justizsprecher Jarolim forderte eine Verlängerung der Verjährungsfristen, Frauenministerin Heinisch-Hosek kann sich sogar einen Wegfall vorstellen. Justizministerin Bandion-Ortner will über eine Anzeigepflicht bei Sexualdelikten diskutieren. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD - Printausgabe, 12. März 2010)