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Wien - Eine am Mittwoch von der Arbeiterkammer präsentierte Vergleichsstudie über Maklerprovisionen im europäischen Ausland sorgt für heftigen Unmut in der Immobilienwirtschaft. WKÖ-Fachverbandsobmann Thomas Malloth nannte die Vorgangsweise der AK "schlicht und einfach unseriös", weil die Zahlen aus dem Jahr 1998 stammen würden.

Ein direkter Länder-Vergleich sei aber aufgrund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen "heute wie damals ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen", so Malloth. Während in anderen Ländern - wie etwa Großbritannien, Irland oder Norwegen - Konsumenten nämlich bei jeder Besichtigung zur Kasse gebeten werden, gebe es in Österreich lediglich ein Erfolgshonorar. "Auch das Mietniveau ist in zahlreichen Ländern weit höher, außerdem gibt es einen wesentlich größeren Markt." Denn während die Wohnungsvergabe der Kommunen in Österreich von allen Steuerzahlern finanziert werde, laufe in anderen Ländern alles über Makler.

"Falsche Behauptungen unzumutbar"

Eine aktuelle Umfrage aus Tirol bestätige zudem eine hohe Konsumentenzufriedenheit mit der Maklerdienstleistung. Laut dieser Studie habe sich der Prozentsatz jener Befragten, die in den letzten fünf Jahren bei Miete oder Kauf (bzw. Vermietung oder Verkauf) einer Wohnung oder eines Hauses die Dienste eines Maklers in Anspruch genommen haben, von 25 Prozent im Jahr 2001 auf aktuell 29 Prozent erhöht. Die Zufriedenheit mit der Abwicklung durch den Makler habe dabei von 73 Prozent auf 83 Prozent zugelegt, und 75 Prozent der Befragten (gegenüber 66 Prozent 2001) würden auf Grund der gemachten Erfahrungen diese Dienste wieder in Anspruch nehmen.

"Es ist unzumutbar, dass durch falsche Behauptungen und medienwirksame Angriffe eine gesamte Branche in den Schmutz gezogen wird", zeigt sich Malloth deshalb erbost. "Unsere Beratung ist eine wertvolle Orientierungshilfe, die die zahlreichen Angebote am Immobilienmarkt objektiviert. Die umfassende Kenntnis aller vertragsrechtlichen Belange sowie der marktadäquaten Preise machen den Immobilienmakler beim Erwerb oder Verkauf einer Immobilie zum unverzichtbaren Partner." Der Immobilienmakler hafte ferner für die Informationen, die er weitergibt.

Re/Max: "Woher kommen diese AK-Zahlen?"

Auch für das Makler-Netzwerk Re/Max sind die AK-Zahlen "in wesentlichen Punkten nicht nachvollziehbar", Österreich-Chef Bernhard Reikersdorfer spricht ebenfalls von einem "Vergleich von Äpfeln mit Birnen". Makler-Kollegen des Netzwerks seien in 35 Ländern Europas tätig, "und von ihnen wissen wir, dass sowohl Umfang und Ausbildungsgrad der Maklerdienstleistung, als auch die Verrechnung oft nicht vergleichbar sind", so Reikersdorfer. "Reine Erfolgshonorare wie in Österreich, wo der Kunde nur bei unterschriebenem Kauf- oder Mietvertrag zahlt, können nicht verglichen werden mit Ländern, in denen der Interessent für jede Besichtigung zahlt und der Verkäufer ebenso separat für jedes Inserat."

Laut Re/Max-Preisspiegel sei das Honorar für eine erfolgreiche Mietwohnungs-Vermittlung in Österreich im Vorjahr im Schnitt bei 1.608 Euro inkl. Umsatzsteuer gelegen - "eine Diskrepanz zu den AK-Zahlen von genau einem Drittel", so Reikersdorfer in einer Aussendung. Bei den Provisionen für Eigentums-Transaktionen ergebe sich eine Differenz von 1.440 Euro oder mehr als einem Viertel der AK-Zahlen.

AK weist Kritik zurück

Die Arbeiterkammer weist die Behauptungen schärfstens zurück, wonach die AK Maklerstudie veraltet sei. "Das ist eine durchsichtige Polemik", heißt es in einer Aussendung. "Es bleibt dabei, Mieter und Wohnungskäufer sind durch Maklerprovisionen extrem belastet."

Auch die Behauptung, der Vergleich mit Deutschland nicht zulässig sei, weil es dort ein anderes Mietenniveau und System gäbe, stimme nicht. "Im deutschen Wohnungsvermittlungsgestz kann jeder die deutsche Gesetzeslage nachlesen. Die Daten und Erhebungen der AK werden auch durch eine deutsche Studie "Leistungen und Provisionen transparent" von H. Hagemann in Zusammenarbeit mit dem Institut für Verbraucherforschung, gefördert vom deutschen Bundesministerium für Verbraucherschutz gestützt."

SPÖ-Ludwig und BZÖ-Markowitz für Provisionskürzung

Unterstützend äußert sich jedenfalls auch Wiens Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) zur AK-Forderung nach Senkung der Provisionen auf das Niveau Deutschlands. "Das heißt: maximal zwei Nettomonatsmieten statt bisher bis zu drei Bruttomonatsmieten", so der Vizebürgermeister in einer Aussendung. "Die Verantwortung, das zu ändern" sieht Ludwig "eindeutig bei den zuständigen Ministern im Wirtschafts- und Justizministerium."

BZÖ-Bauten- und Jugendsprecher Stefan Markowitz verweist darauf, dass seine Partei bereits vor einem Jahr einen diesbezüglichen Antrag eingebracht habe, und fordert per Aussendung generell, "dass den Maklern stichprobenartig auf die Finger geschaut wird. Denn immer wieder ist zu hören, dass keine Rechnungen ausgestellt und damit Abgaben hinterzogen werden."

Pisecky: Märkte nicht vergleichbar

Für s-Real-Geschäftsführer Michael Pisecky wird mit der geforderten Provisionssenkung allerdings von der falschen Seite her an das Thema herangegangen: "Eine Reduktion des Erfolgshonorars für Immobilienmakler hätte keine Steigerung der Dienstleistungsqualität zur Folge. Ebendiese Qualität der Dienstleistung ist aber für die rechtliche Sicherheit der Kunden unabdingbar. Die Konsumenten und ihre Vertreter sind aufgefordert, diese bei den Immobilienmaklern auch einzufordern."

Pisecky verweist außerdem darauf, dass ein großer Teil des österreichischen Mietmarktes preisgeregelt sei, "eine Umlage der Maklerprovision durch den Vermieter, wie sie in anderen Staaten durchaus gang und gäbe ist, ist hier also nicht möglich". Weiters sei ein großer Teil des Immobilienmarktes für Makler schlicht nicht zugänglich. "Sie können also nur auf einem Teilmarkt tätig werden und daher nicht zu den gleichen Konditionen arbeiten wie ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern."

"Vernichtung einer ganzen Branche"

Oliver Brichard, Obmann der Wiener WKÖ-Fachgruppe der Immobilientreuhänder, kritisiert, dass von Seiten der Branche eingebrachte Vorschläge von der Politik "bisher nicht einmal kommentiert" worden seien. Ein solcher wäre etwa, die Fälligkeit der Provisionszahlung vom Zeitpunkt des Vertragsabschlusses zu einem Teil auf die Zeitdauer des Vertrages zu verlagern. "Der englische Markt, der zwar umsatzmäßig in keinerlei Hinsicht mit den Wiener Verhältnissen vergleichbar ist, zeigt hier sehr gut funktionierende Lösungen, die zum Vorteil des Mieters und der Makler gelebt werden. Mit einer solchen Lösung könnte der Forderung der Mieter auf Senkung der Startkosten entsprochen werden, ohne dabei einen ganzen Wirtschaftszweig samt ihren Mitarbeitern und Familien zu vernichten", schreibt Brichard in einer Aussendung - nicht ohne vorher festzustellen, dass es in der ganzen Debatte seiner Ansicht nach "nicht um eine sachliche Diskussion zur Senkung der Kosten für Mieter bei Mietvertragsbeginn, sondern um die Vernichtung einer ganzen Branche" gehe. "Sollten die Forderungen (nach Senkung der Provisionen, Anm.) umgesetzt werden, kommt es zu existenzbedrohenden Umsatzeinbußen der Immobilienmakler, die nicht mehr durch einen erhöhten Einsatz der Unternehmer und deren Mitarbeiter ausgeglichen werden können." (red)