Es diskutierten (v.l.n.r.): Laszlo Florian (Observer), Mahmut Orucoglu (Oruvision), Aleksandra Izdebska (Ditech), Olivera Stajic (daStandard.at), Christian Jungwirth (Okto), Fritz Hausjell (Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften), Brigitte Jank (Wirtschaftskammer Wien)

Foto: derstandard.at / Stephanie Mittendorfer

"Das Bild, das die Medien von Migranten im Allgemeinen und migrantischen Unternehmern im Speziellen zeichnen, ist höchstgradig einseitig", sagte Fritz Hausjell, Publizistik-Professor der Universität Wien, am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion in Wien. Diskutiert wurde über "Mediale Integration" von Minderheiten - im Besonderen über die von Unternehmern mit migrantischen Wurzeln, denn geladen hatte die Wirtschaftskammer Wien.

"Die so genannten Mainstream-Medien sind für die ganze Gesellschaft gemacht, kommen diesem Ziel aber nicht nach. Migranten sind kaum präsent und wenn, dann mit einer negativen Dimension. Positive Aspekte, zum Beispiel kulturelle und wirtschaftliche Bereicherung, werden beinahe völlig ausgeblendet. Sie funktionieren wie ein Zerrspiegel", sagte Hausjell in seinem Input-Vortrag. Die erste positive Meldung der Austria Presse Agentur über Unternehmer mit migrantischen Wurzeln stamme aus dem Jahr 1996.

Defizite ausgleichen

Weil aber auch Migranten ganz spezielle Ansprüche an Medien haben, entwickeln sich zunehmend Minderheitenmedien, die versuchen, die Defizite der Mainstream-Medien zu kompensieren. Auch der Wiener Community-TV-Sender Okto will einen "komplementären Programmauftrag" erfüllen, sagte Geschäftsführer Christian Jungwirth. "Wir wollen Menschen, die sonst zu kurz kommen, die Möglichkeit bieten, sich zu artikulieren", so Jungwirth. Etwa ein Drittel des Programms wird von Menschen mit migrantischen Wurzeln gemacht.

Die Produzenten beim freien Fernsehsender berichten authentisch aus ihren Lebenswelten. "So können wir Zerrbilder ausschließen", erklärte Jungwirth. Die Idee der authentischen Lebenswelten verfolgt auch daStandard.at, das erst drei Wochen alte Ausbildungsprojekt für angehende JournalistInnen mit Migrationshintergrund von derStandard.at. "Es geht um das Zusammenleben von Österreichern und Migranten. Und da kennt sich eben niemand besser aus, als die Migranten selbst", sagte Olivera Stajic, Redakteurin bei daStandard.at.

Ghettoisierung?
In der Debatte um muttersprachliche Medienangebote äußern Kritiker oft die Befürchtung einer Ghettoisierung. Am Podium widersprach man dieser Befürchtung einhellig. "Eine Parallelgesellschaft wird viel eher gefördert, wenn die Mainstream-Medien den Migranten nicht auf Augenhöhe und mit Respekt begegnen", sagte Hausjell.
Auch Okto strahlt muttersprachliche Sendungen aus. "Aber die sprachliche Durchlässigkeit muss trotzdem gegeben sein, denn Sprachbarrieren isolieren", betonte Jungwirth.

Für eine bessere mediale Integration forderte Hausjell vor allem die "Inklusion von Migranten in die Medienproduktion". Sie dürfen nicht nur das Objekt der Berichterstattung sein, sondern müssen aktiv an der Gestaltung teilhaben können.

"Das Ziel muss sein, dass es gar kein Thema mehr ist, wer woher kommt und welche Sprache spricht", wünschte sich Florian Laszlo von "Observer", einer Medienbeobachtungs-Agentur. Brigitte Jank, Präsidenten der Wirtschaftskammer Wien, fügte an, dass "am Weg zu diese Ziel noch sehr, sehr viele Stolpersteine liegen", man diese aber gemeinsam aus dem Weg räumen wolle.