Erinnerungen zum 150. Geburtstag (7. Juli) von Gustav Mahler: Hier der Komponist mit Regisseur Max Reinhardt, Maler Carl Moll und Komponist Hans Pfitzner (von links).

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Theatermuseum

Mahler- Experte Gilbert Kaplan ließ eine Arbeitshütte des Komponisten im Konzerthaus in Stockholm aufbauen.

 

Foto: J.-O. Wedin

Wien - Es lohnt, immer wieder innezuhalten bei dieser Ausstellung im frisch sanierten ersten Stock des Theatermuseums. Ganz besonders lohnt das Verweilen unter einem der drei Kreise, die Videokünstlerin Claudia Rohrmoser mit Visuals (zu drei Werken Gustav Mahlers) bestückt hat. Während Das klagende Lied oder das Adagietto (aus der Fünften) oder die 9. Symphonie erschallen, fühlt sich der verharrende Besucher, als würde ihm Rohrmoser mit dem Videopanorama gleichsam eine Filmkrone aufsetzen, welche das optisch-akustische Gesamterlebnis der Schau mitbefördert.

Die Ausstellung zum 150. Geburtstag Gustav Mahlers - "leider bleibe ich ein eingefleischter Wiener" - ist natürlich entschieden mehr als "nur" eine künstlerisch inszenierte Erlebniswelt. Sie präsentiert den Komponisten und seine Zeit in zehn Räumen dokumentenreich - und klar in drei Teile gegliedert: Es geht zunächst um die Jahre 1875 bis 1880, als der Komponist, 1860 im böhmischen Kalischt geboren, seine Studienzeit in Wien verbrachte (diesem Aspekt ist akustisch Das klagenden Lied zugeordnet).

Der reisende Dirigent

Der zweite Ausstellungsblock widmet sich Mahlers Zeit als Direktor der Hofoper (also der heutigen Wiener Staatsoper) und bezieht sich somit auf die Zeit von 1897 bis 1907 (hier erklingt das Adagietto aus der Fünften).

Und schließlich der dritte Teil: Hier werden die letzten Lebensjahre Gustav Mahlers - auch als Reisedirigent (Mahlers Neunte erklingt) thematisiert. Und auch wenn man, wie Reinhold Kubik, Austellungskurator und Vizepräsident der Mahler-Gesellschaft, meinte, die Ausstellung nicht mit Partituren zupflastern wollte, ist natürlich dennoch Mahlers Notenschreibstil schön zu studieren.

Aber da ist eben mehr: Aus den Dokumenten, Fotos, Autografen leuchtet auch das künstlerische und gesellschaftliche Umfeld Mahlers auf; die Opernästhetik jener Zeit wird durch Originalkostüme und Bühnenbildentwürfe präsentiert. Schön auch die kleinen Pointen und Devotionalien: In einer Vitrine liegt eine Reisekappe Mahlers, die er den Wiener Philharmonikern nach einem Paris-Gastspiel geschenkt hat.

Sogar historische Ziegelsteine aus dem Musikvereinsgebäude sind zu bestaunen; und frühe Briefe, in denen Mahler darum bittet, ihm ein unentbehrliches Instrument kostenlos zu überlassen, da "ich zur Zeit nicht in der Lage bin, mir ein Clavier zu halten."

Dermaßen mit Details beschenkt (grandios diese Galauniform einer obersten Hofcharge!), landet man in der Gegenwart. Per Touchscreen sind Interviews mit Dirigenten wie Pierre Boulez, Ingo Metzmacher und Franz Welser-Möst abrufbar, die auch über (erste) Mahler-Erfahrungen plaudern. (Ljubisa Tosic/ DER STANDARD, Printausgabe, 11.3.2010)