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Claudia Schmied im Jänner vor einer Sitzung des Ministerrats

Foto: APA/Hochmuth

Wien - Vor vielleicht eineinhalb Jahren präsentierte SP-Kulturministerin Claudia Schmied eine Prioritätenliste mit den wichtigsten Investitionsvorhaben im Bereich der Bundesmuseen. Auf dieser fand sich u. a. die Neueinrichtung der Kunstkammer (Bedarf: 18 Millionen Euro), die sie Sabine Haag, der neuen Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, zu deren Designierung im Juni 2008 versprochen hatte; oder der Tiefspeicher für die Nationalbibliothek unter dem Heldenplatz (Bedarf: 35 bis 59 Millionen Euro).

Klar war, dass all ihre Pläne - darunter auch der Contemporary Art Tower von Mak-Chef Peter Noever, das Mumok 21, für das die Ministerin konkrete Pläne bis zum Herbst 2008 vorlegen wollte, und die Einrichtung des Völkerkundemuseums bzw. die Fusion mit dem Volkskundemuseum - nur über eine Sonderfinanzierung zu realisieren sind. Schmied machte sich Hoffnungen, die Projekte in das Konjunkturmaßnahmenpaket bugsieren zu können. Doch die SP-Politikerin scheiterte Anfang 2009 in den Verhandlungen mit VP-Finanzminister Josef Pröll.

Literaturmuseum

Daraufhin kündigte sie einen "Masterplan" bis zum Spätherbst 2009 an. Interviews zum Thema verweigerte sie. Am Donnerstag hat  sie das Meisterstück vorgestellt (siehe im Anhang unten). Die Grundzüge präsentierte sie bereits am Dienstag im parlamentarischen Kulturausschuss.

Schmied wiederholte u. a., was seit dem letzten Sommer bekannt ist (siehe der Standard vom 7. Juli 2009): Die Nationalbibliothek errichtet um 2,2 Millionen Euro im ehemaligen Hofkammerarchiv in der Johannesgasse ein Literaturmuseum. Der Startschuss kann erst nach der Renovierung der Fassade erfolgen, die Eröffnung ist für Anfang 2013 vorgesehen.

Zudem sei, so Schmied, die Neueinrichtung der Kunstkammer (Eröffnung: Ende 2012) sowie die zweite Bauetappe des 20er-Hauses inklusive der neuen Räume für die Arthothek ausfinanziert. Die Kosten für den Schwanzer-Pavillon im Schweizergarten bezifferte Schmied mit 31 Millionen Euro. Bisher war von einem weit geringeren Bedarf (21 Millionen Euro) die Rede gewesen.

Die Fusion von Volks- und Völkerkundemuseum dürfte in absehbarer Zeit nicht realisiert werden: Trotz eines fixfertigen und von der Kultursektion befürworteten Konzepts will Schmied bloß eine neue Arbeitsgruppe einsetzen. Und den Tiefspeicher könne man sich derzeit nicht leisten, sagte die Ministerin. Die Kapazitätsgrenzen der ÖNB, die zum Sammeln aller Neuerscheinungen verpflichtet ist, sind aber demnächst erreicht. Derzeit sinniere man im Kulturministerium, so Generaldirektorin Johanna Rachinger im Gespräch mit dem Standard, über eine Reduktion (ein halber Speicher wäre um 40 Prozent billiger) und ein PPP-Finanzierungsmodell. Bezüglich des Mumok 21 blieb Schmied im Parlament vage.

Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, reagierte herb enttäuscht: "Das ist kein Masterplan, sondern ein Abschiedsbrief. Der Rest ist Verwaltung von Mängelwirtschaft." Die Ministerin habe sich mit der Bekanntgabe der wenigen Vorhaben für die restliche Legislaturperiode aus der Kulturpolitik verabschiedet.

Selbst Silvia Fuhrmann, die Kultursprecherin des Koalitionspartners ÖVP, stellte in einer Aussendung fest, dass museumspolitische "Dauerthemen schon seit geraumer Zeit einer Lösung harren und weiterhin offen bleiben". Sie erwarte einen "Maßnahmenplan, der echte Maßnahmen beinhaltet". Wie Zinggl fordert auch Fuhrmann den bereits für den Sommer 2009 angekündigten Abschluss der Rahmenzielvereinbarungen mit den Bundesmuseen. (Thomas Trenkler/ DER STANDARD, Printausgabe, 11.3.2010)