Final Fantasy XIII ist für PlayStation 3 und Xbox 360 erschienen.

Foto: Square Enix
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Grafische Unterschiede zwischen PS3 und Xbox 360-Version.

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Am Dienstag ist nach knapp fünf Jahren Entwicklungszeit das Rollenspiel "Final Fantasy XIII" nun auch in Europa erschienen. Die Final Fantasy-Reihe des Herstellers Square Enix gilt mit 92 Millionen verkauften Exemplaren als eine der erfolgreichsten Videospielserien überhaupt, nicht zuletzt deshalb wird das neueste Kapitel besonders kritisch von der Fangemeinde und der Fachpresse beäugt. Es ist auch die erste Installation auf den so genannten HD-Konsolen PlayStation 3 und Xbox 360.

Utopie am Himmelszelt

Mit dem 13. Teil pendeln die Autoren zwischen Utopie und Sozialkritik. Vor 1.300 Jahren gründete ein Fal'Cie namens Orphan zum Schutz der Menschen vor der von Monstern bevölkerten Erdoberfläche (Pulse) eine fliegende Stadt im Himmel (Cocoon). Doch mit den Jahrhunderten hat sich Cocoon von einem Paradies auch zu einer Art Gefängnis für die Millionen Einwohner entwickelt. Obgleich schon lange niemand mehr die äußere Welt Pulse gesehen hat, wird den Menschen die Furcht vor dem Fremden von Kindheit an eingeimpft. Jeder der mit der Außenwelt in Kontakt kommt, wird in Quarantäne gesetzt und anschließend für immer verbannt. Die theokratische Regierung exekutiert dieses Gesetzt mit der seiner stärksten militärischen Macht, PSICOM.

Doch die glänzende Fassade innerhalb des Goldkäfigs beginnt zu bröckeln, als manche Bewohner realisieren, dass sie von den herrschenden Fal'Cie benutzt werden. Fal'Cie haben die Kraft, Menschen ihren Willen aufzuzwingen und sie zu so genannten L'Cie zu machen. Jeder L'Cie hat seine Bestimmung, die er aber erst mit der Deutung von Visionen selbst ergründen muss. Sollte er sie nicht erfüllen können, wird er zu einem Monster verwandelt, hat er Erfolg, wird er zum ressourcenspendenden Kristall für seinen Fal'Cie. Als eine Hand voll der Unterwerfung gewidmeten Menschen rund um Protagonistin "Lightning" sich gegen ihr Schicksal wehren, ist der Widerstand formiert und dem Regime der Krieg erklärt.

Linear und clevere Kämpfe

Im Vergleich zu vorangegangenen Kapiteln ist das Spielkonzept von FF XIII deutlich linearer ausgefallen. Die Welt ist zumindest in der ersten Hälfte des rund 50 Stunden langen Epos nicht frei erkundbar. Die Konfrontationen mit Bestien und gegnerischen Fraktionen basieren auf einem neuen Kampfsystem, das sowohl Echtzeit- als auch rundenbasierte Elemente kombiniert. Das Active Time Battle-System wurde weiterentwickelt und bietet dem Spieler nun die Freiheit mehrere Befehle pro Zug auszuführen. Es bleibt dem Spieler überlassen, ob er die Slots mit einzelnen Befehlen füllt, um mit mehreren aufeinanderfolgenden Angriffen auf eine gegebene Kampfsituation zu reagieren, oder ob er mehrere Slots für eine einzige verheerende Attacke aufwendet.

Gleichzeitig kann man das Kampfgeschehen aber auch aktiv anpassen. Dem Spieler ist es möglich, den Gruppenmitgliedern bestimmte Rollen zuzuweisen, die im Verlauf des Kampfes jederzeit geändert werden können. Die so genannten Paradigmen versetzen den Spieler in die Lage, sich schnell an eine gegebene Situation anzupassen, um das Blatt zu wenden und den Sieg davonzutragen. Dafür kann er die sechs verfügbaren Rollen, die vom Brecher, dem Angriffsexperten, bis hin zum Heiler, dem typischen Heiler, reichen, nach Bedarf kombinieren. Die dritte Ebene stellt das Beschwörungssystem dar. Im "Metamorph-Modus" kämpfen die Charaktere und ihre transformierten Esper als eine Einheit und fügen ihren Gegnern per Knopfdruck verheerenden Schaden zu.

Lob für komplexe Schlachten, Kritik für Linearität

Bei den Kritikern schlägt sich gerade das komplexe Kampfsystem positiv nieder, das ebenso anspruchsvoll für die grauen Zellen ist, wie imposant inszeniert wurde. Die radikale Neuauslegung und der Fokus auf einen für Japan-RPGs untypischen linearen Handlungsstrang sorgen bei der Fachpresse hingegen ebenso für Lobpreisung wie für harsche Kritik. "Die geschliffene Struktur schließt potenzielle Längen aus, ohne das Niveau zu senken und das Kampfsystem bildet eine elegante Balance aus Strategie und schnelllebiger Action", bejubelt Games Radar etwa die Neuerungen. Am unteren Ende des Wertungsspektrums empfindet Wired hingegen das Experiment als gescheitert. "Die Tatsache, dass Final Fantasy-Designer gewillt sind zu experimentieren, ist eine gute Sache, weil das das Genre vom Sterben abhält. Aber Final Fantasy XIII sollte als gescheitertes Experiment angesehen werden."

In Summe kann "Final Fantasy XIII" bei 38 eingerechneten internationalen Rezensionen bei Metacritic einen Schnitt von 84 von 100 Punkten erreichen. Auffallend ist die große Bandbreite von Wertungen, angefangen von 60 bis hinauf zu 100 von 100 Punkten.

Technisch bombastisch, Abstriche bei der Xbox 360-Fassung

Die technische Umsetzung wird allseits positiv herausgestrichen. Von den spektakulären Kämpfen, den detailliert animierten Charakteren (vor allem die Haare scheinen es vielen Testern angetan zu haben), bis hin zu den aufwändigen Zwischensequenzen, die die Geschichte filmreif vorantreiben - grafisch und dramaturgisch gäbe es kaum etwas auszusetzen. "Ein phänomenales RPG, bestimmt um als technischer Meilenstein der Serie in Erinnerung zu bleiben", schließt Game Informer sein Fazit.

Allerdings müssen hier interessierte Spieler der Xbox 360-Version mit deutlichen Abstrichen rechnen. Während die PS3-Fassung sich unkomprimiert auf einer 50 GB großen Blu-ray breit macht, wurde die Xbox 360-Ausgabe auf drei DVDs gepresst. Das Resultat seien laut Eurogamer eine deutlich geringere Auflösung (576p statt 720p), teils verschwommene Texturen, sowie stark komprimierte Zwischensequenzen. Die PS3-Version glänze hingegen mit unkomprimierten Sounds und satten 1080p-Videos.

(Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 10.3.2010)