Michael Berger wirft der Sachverständigen Interessenkonflikt vor.

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Wien - Die Auswahl von Gutachtern scheint eine Geschichte mit vielen Pannen für die heimische Justiz zu sein. Nachdem bereits Thomas Havranek wegen Befangenheit als Gutachter im Fall Meinl abberufen worden ist, könnte nun - ebenfalls wegen Befangenheit - die Abberufung von Edith Steinbauer im Fall des Ex-Investmentbankers Michael Berger folgen. Ein diesbezüglicher erstinstanzlicher Beschluss des Landesgericht für Strafsachen Wien liegt vor, jetzt muss das Oberlandesgericht entscheiden.

Steinbauer sollte den tatsächlichen Wert des kollabierten US-Fonds "Manhattan Investment Fund Ltd." prüfen und mit den Berichten abgleichen, die im Zeitraum September 1996 bis Dezember 1999 den Anlegern vorgelegt wurden. Dem Ex-Investment-Banker wird - wie berichtet - vorgeworfen, Investoren über die Performance seines Fonds getäuscht zu haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Vor einem US-Gericht hatte Berger zuerst ein Geständnis abgelegt. Später, als es um die Bestimmung seiner Strafe ging, hatte er seine Aussagen zurück genommen, auf nicht schuldig plädiert und war 2002 nach Österreich geflohen, wo er im Juli 2007 festgenommen wurde. Zwei Jahre saß er in Wien in Untersuchungshaft. Sachverständige Steinbauer sollte mit ihrem Gutachten den Grundstein für eine Anklage legen.

Der Sachverständigen wird von Berger Interessenskollision vorgeworfen, da sie "für das Beratungsunternehmen Wiesmayr & Partner GmbH tätig und deren Miteigentümerin ist" , wie es in dem Gerichtsbeschluss heißt, der dem Standard vorliegt (siehe Faksimile). Wiesmayr & Partner soll für mehrere Geschädigte des Berger-Fonds tätig gewesen sein. Und: Steinbauer soll für zwei ehemalige Mitbeschuldigte als Beraterin in einem Institut tätig gewesen sein, das die beiden geführt haben. Steinbauer wollte sich zu den Vorwürfe auf STANDARD-Anfrage nicht äußern.

Laut dem Beschluss soll zudem Christoph Wiesmayr, Geschäftsführer und Mitinhaber von Wiesmayr & Partner, "während der Geschäftstätigkeit" des Berger-Fonds "bei der Erste Bank als Leiter des Risikomanagements tätig" gewesen sein und daher "mitverantwortlich für Investitionen in den Fonds des Beschuldigten".

Österreichs Banken hatten nämlich einst an Berger geglaubt, Geld bei ihm veranlagt und auf große Gewinne gehofft. Erste Bank, Bank Austria, RLB NÖ-Wien und Bawag haben bei Berger Geld veranlagt - und verloren. Allein die Bank Austria soll einst 20 Millionen Euro bei Berger investiert haben. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 09.03.2010)