Rettende Distanz zur tödlichen Explosion suchen: US-Bombenentschärfer im Kathryn Bigelows "The Hurt Locker"

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Viele US-Soldaten im Irak sehen in ihren Kampfanzügen aus wie Raumfahrer. Sie tragen so viele Dinge am Leib und sind in den Uniformen so versteckt, als müssten sie sich gegen vergiftete Luft oder unmenschliche Außentemperaturen wehren. Doch in erster Linie sind es die Blicke der feindseligen einheimischen Bevölkerung, gegen die es sich zu schützen gilt: "We got a lotta eyes on us" , viele Augen sind auf uns gerichtet, sagt einer der Soldaten, die im Zentrum von The Hurt Locker stehen.

Es geht um eine kleine Spezialeinheit, deren Aufgabe es ist, Bomben zu entschärfen. Im Jahr 2004 sah es im Irak noch ganz anders aus als heute, radikal versuchten die "insurgents" , die Aufständischen, die politische Stabilität zu untergraben. Dieses größere Bild setzt The Hurt Locker einfach voraus. Es geht um physisches Überleben unter Extrembedingungen, um die rettende Distanz zur tödlichen Explosion.

Der Spezialist William James (Jeremy Renner) wird einer EOD- (Bombenbeseitigungs)-Truppe zugeteilt. Er ist ein typisches Raubein, ihm eilt ein gewisser Ruf voraus. Seine Kollegen haben mit seinen unorthodoxen und riskanten Methoden große Schwierigkeiten. Sie sind es gewohnt, sich strikt an die Vorschriften zu halten. Und sie denken täglich an die Ziffer, an der ihnen alles gelegen ist: Wie viele Tage noch bis zur "rotation" , zur Rückkehr in die USA?

Für Kathryn Bigelow bedeutet The Hurt Locker eine Art Comeback. Der Film beruht auf einem Drehbuch von Mark Boal (Im Tal von Elah), die Produktionsbedingungen waren die eines unabhängigen Films, aber die ganzen Umstände haben der Sache gut getan: Dies ist einer der besten Kriegsfilme seit langem, selten noch ist das Gefühl körperlicher Exponiertheit in einem undurchschaubaren Konflikt präziser gestaltet worden. (Bert Rebhandl, DER STANDARD/Printausgabe, 09.03.2010)