Angesichts der Welle an Enthüllungen sexueller Missbrauchsfälle war klar, dass diesmal ein gemeinsamer Rosenkranz für die Opfer falsch verstandener Nächstenliebe nicht ausreichen wird. Und da Not bekanntlich erfinderisch macht, konnten die heimischen Bischöfe nach einer Woche Beratung durchaus Konkretes auf den Tisch legen. Die geplante engere Vernetzung der diözesanen Ombudsstellen gibt selbigen nach 15 Jahren Schattendasein endlich die Chance, tatsächliche Anlaufstellen für Opfer zu werden. Löblich der Wille zu mehr Prävention, längst überfällig die beschlossene Einbindung der Männer- und Frauenorden in die Arbeit der Ombudsstellen.

Und es hat eine gemeinsame Woche in St. Pölten gebraucht, um mit "Scham und Reue" festzustellen, dass in der Vergangenheit "zu Unrecht in der Kirche die Täter oft mehr geschützt wurden als die Opfer". Dass in jeder Bischofsbibliothek wahrscheinlich ein Abdruck der vatikanischen Geheimdokumente Crimen sollicitationis (1962) und De delictis gravioribus (2001 von Kardinal Ratzinger verfasst) steht, wird in Zeiten der Reue gern verschwiegen.

Betont wird in beiden Schreiben, dass in Pädophilie- fällen die ausschließliche Kompetenz beim Vatikan liegt. Höchste Geheimhaltung wird vorausgesetzt, geahndet nach Kirchenrecht. In Irland, Deutschland, Italien, Österreich wurde nichts klammheimlich vertuscht. Bewiesen wurde lediglich Loyalität und Gehorsam gegenüber Rom. (Markus Rohrhofer/DER STANDARD, Printausgabe, 6./7.3.2010)