Will seine Heimat weder zerstören noch verklären: Der junge oberösterreichische Autor Reinhard Kaiser-Mühlecker zu Gast in Salzburg.

Foto: M. C. Theurl

Daheim ist daheim, so der Titel eines 1973 von Alois Brandstetter herausgegebenen Sammelbandes mit "neuen Heimatgeschichten" . Frei von provinzieller Schönfärberei, aber konstruktiver als der "negative Heimatroman" wollte diese kritische Heimatkunde sein.

Der "neueste" Star der heimischen Literaturszene, Reinhard Kaiser-Mühlecker, kann zwar mit den Begriffen Heimat- bzw. Anti-Heimatroman nichts anfangen, ist aber dennoch ein Heimatdichter - einer, der Heimat weder zerstören noch verklären will. Kaiser-Mühlecker kommt wie Alois Brandstetter aus dem oberösterreichischen Hausruckviertel, dessen Landschaft, Sprache und Menschen eine zentrale Rolle in seinen bislang zwei Buchveröffentlichungen spielen. 2008 debütierte Kaiser-Mühlecker mit Der lange Gang, im vergangenen Herbst folgte der Roman Magdalenaberg (beide bei Hoffmann & Campe).

Der 27-jährige Autor erzählt darin von einem jungen Mann, der wie er in der Nähe des Magdalenabergs aufgewachsen ist. Der Protagonist und Ich-Erzähler wollte die Provinz hinter sich lassen, studierte in Graz, landet schließlich wegen seiner Uni-Abschlussarbeit in Hallstatt. Als ihn seine Freundin verlässt und sein Bruder stirbt, geht es ans existenziell Eingemachte: Um Erinnerung bzw. die Unmöglichkeit, sich zu erinnern, um Sprachlosigkeit, Verdrängung und Vergänglichkeit sowie Nähe und Distanz kreisen die Gedanken des Icherzählers. Mit Peter Handke oder Adalbert Stifter kann man den Autor mit der bedächtigen Erzählweise vergleichen, aber Stil und Sprache, ein "künstlicher" und doch vom Oberösterreichischen geprägter Jargon, geben Zeugnis von seiner Eigenständigkeit. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD/Printausgabe, 06./07.03.2010)