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Während der Bildaufnahme wird die Brust zwischen dem Objekttisch und einer Plexiglasplatte komprimiert.

Foto: APA/Karl-Josef Hildenbrand

Ausgehend von der erschütternden Tatsache, dass weltweit jede achte Frau im Laufe ihres Lebens mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert wird, herrscht zumindest in einem Punkt Einigkeit in der Fachwelt: Der gefährlichen Krankheit gehört der Kampf angesagt. Mit der Früherkennung als diagnostisches Tumor-Identifikationsverfahren wurde ein probates Mittel gefunden. Neben der möglichen Anwendung schonender Behandlungsmethoden bringt Früherkennung die größtmöglichen Chancen auf Heilung. 

Die meisten EU-Länder bedienen sich seit einigen Jahren einer Screeningmethode, um bösartigen Veränderungen im Brustgewebe frühzeitig auf die Schliche zu kommen. Ein standardisiertes Verfahren, dass zur Steigerung des eigenen Gesundheitsbewusstseins und der Selbstkompetenz, Frauen ab 50 jährlich zur Mammographie einlädt. In Österreich ist das Einladungsprogramm derzeit noch Zukunftsmusik. Usus hierzulande ist die sogenannte opportunistische Mammografie, bei der Frau auf Empfehlung des Arztes, oder auch nicht, darüber entscheidet ob und wann sie ihre Brüste einer Mammografie unterzieht. Auf der Überweisung steht dann eine „Verdachtsdiagnose", damit die Krankenkassen die Kosten für die Untersuchung bezahlen. Ein flächendeckendes Brustkrebsscreening ist in Österreich für heuer geplant.

Mammografie rettet Leben

Die Praxis im benachbarten Deutschland hat gezeigt: Die Beteiligung an dem Programm entspricht nicht den Erwartungen und die Sterblichkeit infolge des Massenscreenings ist keineswegs so signifikant gesunken, wie prognostiziert. Zudem wird der Mammographie immer wieder mehr Belastung als Nutzen unterstellt. Falsch positive Befunde und die damit verbunden weiterführenden Untersuchungen (Biopsien), Tumore die nicht gefunden werden und Frauen damit in falscher Sicherheit wägen, und die Entdeckung verdächtiger Veränderungen, die sich möglicherweise unbemerkt zurückgebildet hätten, bilden einen Gutteil der umstrittenen Geschichte. Die hohen Strahlendosen werden außerdem selbst immer wieder als Stein des Anstoßes interpretiert. 

Bei aller Skepsis bleibt eines jedoch unwidersprochen: Die Mammografie rettet Leben. „Die Strahlenbelastung einer Mammografie entspricht in etwa der terrestrischen Strahlung der man während eines Fluges von Wien nach New York ausgesetzt ist", hält Thomas Helbich stellvertretender Leiter der Universitätsklinik für Radiodiagnostik am Wiener AKH, Kritikern entgegen und zieht, Bezug nehmend auf die vielen falsch positiven Ergebnisse, den Vergleich mit der Koloskopie in der Dickdarmkrebsvorsorge: „Nicht jeder Polyp, den wir im Dickdarm biopsieren ist ein Karzinom. Trotzdem entfernen wir ihn, weil wir wissen dass aus diesem Polypen irgendwann Krebs wird." An die angebliche spontane Rückbildungstendenz angesprochener verdächtiger Veränderungen in der Brust glaubt der Experte nicht und vermisst hier evidenzbasierte Beweise.

Alternative Tomosynthese

Das Für und Wider macht Frauen die Entscheidung nicht leicht. Umso mehr, als die Mammografie oft als sehr schmerzhaft beschrieben wird. Die kommenden Jahre könnten allerdings eine Wende bringen. „Die Zukunft der Brustkrebsfrüherkennung ist die Tomosynthese", mutmaßt Helbich. Im Wiener AKH wird dieses CE-zertifizierte radiodiagnostische Gerät bereits routinemäßig eingesetzt. Was das Verfahren der Mammografie voraus hat: Es erzeugt im Schnittbildverfahren nicht zwei- sondern dreidimensionale Bilder und erlaubt dadurch Überlagerungen von Tumoren und Mikroverkalkungen besser zu erkennen. Die Strahlenbelastung ist ungefähr doppelt so hoch, wie bei der Mammographie, aber laut Helbich nicht von größerer gesundheitsschädigender Relevanz. Erfreulicher Nebeneffekt: Schmerzen bereitet die Tomosynthese nicht, da die Brust weniger stark komprimiert wird. (derStandard.at, 29.4.2010)