"There's Always Tomorrow" @ Eureka, "Masters of Cinema"-Reihe, Region 2

Foto: Eureka

Ist es ein Zufall, dass Norma (Barbara Stanwyck) gerade in dem Augenblick wie eine imaginäre Erscheinung aus der Vergangenheit an der Tür steht, wenn die Einsamkeit ganz greifbar wird? Eigentlich wollte Cliff (Fred MacMurray) seine Frau an ihrem Geburtstag ins Theater ausführen, doch gemeinsame Abende sind rar. Frau und Kinder bilden einen Kreis von Routinen, aus dem er sich ausgeschlossen fühlt. So schnell kann ein Riss entstehen: Vor einem Augenblick noch ein glücklicher Mann, mehren sich plötzlich Zweifel.

Nichts anderes als die Erschütterung solcher Glücksvorstellungen haben die Filmmelodramen von Douglas Sirk im Sinn. Entstanden in den 1950er-Jahren in Hollywood (als Detlev Sierck hatte er schon eine erste Karriere in der Weimarer Republik), fanden sie in den Eigenheimen der Mittelschicht ihr Material. There's Always Tomorrow (1956), oft übersehen neben All That Heaven Allows und Written On the Wind, formuliert seine Diagnose des amerikanischen Mannes mit besonderer Kompromisslosigkeit und beißender Ironie; bei Eureka ist der Film nun mit schönem Booklet und raren Sirk-Interviews als Extras auf DVD erschienen.

Nicht das Schwärmen des Spielzeugfabrikanten Cliff für ein verdrängtes Leben, die vergessenen Abenteuer, an die ihn nunmehr die erfolgreiche Geschäftsfrau Norma erinnert, nehmen darin wunder: Das ist schließlich der Boden, auf dem die meisten Midlife-Krisen gedeihen. Es ist der Druck des Milieus, der Argwohn und die Missgunst, die diesem Mann etwa von den eigenen Kindern entgegenschlagen, noch bevor er sich etwas zuschulden kommen lässt. Sirk war erpicht auf seine Abweichungen von amerikanischen Idealvorstellungen, die er in dialektischen Szenen zum Ausdruck brachte. Ganz nah ist man in diesem Film ganz weit voneinander entfernt. (Dominik Kamalzadeh / DER STANDARD, Printausgabe, 5.3.2010)