Bild nicht mehr verfügbar.

Die Tage von Cosmos sind gezählt. Interes-senten für die ab Samstag frei werdenden Verkaufsflächen sind rar. Manch Vermieter sucht händeringend nach neuen Händlern.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Cosmos beendet den Abverkauf und sperrt am Samstag alle Filialen zu. Die Filetstücke werden Media Markt und Saturn angeboten. Mietet sich der Handelskonzern ein, dominiert er das Geschäft einzelner Städte.

***

Wien - In Österreichs Elektrohandel liegen in einzelnen Unternehmen die Nerven blank. Es geht die Angst um, dass die Metro-Gruppe mit ihren Einzelhandelsketten Saturn und Media Markt weiter stark an Boden gewinnt und damit Sortimente und Preise diktiert.

Nach dem Konkurs von Cosmos beginnt die Verwertung. Zehn Läden sind bereits zu, die übrigen 17 schließen am Samstag, erfuhr der Standard aus dem Konzern. Das Interesse des Mitbewerbs an den Standorten ist verschwindend gering; Richard Lugner etwa sucht in seinem Wiener Einkaufszentrum bereits händeringend Nachmieter für mehrere tausend frei werdende Quadratmeter Verkaufsfläche.

Doch Cosmos hat ein paar Filetstücke: Zwei Märkte in Linz und Pasching etwa, die für gute Umsätze sorgten. Sie werden derzeit Saturn angeboten, in der Hoffnung, in dem Marktriesen einen neuen Ankermieter zu finden. Metro betreibt dort freilich bereits drei Filialen. In Graz ist Media Markt im Gespräch. Auch dort ist Metro drei Mal breit vertreten, unter anderem mit dem größten Media Markt der Welt. Ähnlich sieht es in anderen Städten aus, wo Cosmos zusperrt. Mieten sich Media Markt oder Saturn in den künftig freien Flächen ein, steigt ihr Marktanteil in einzelnen Regionen auf mehr als 50 Prozent, sagt Hannes Majdic, und dann könne von freiem Wettbewerb keine Rede mehr sein. Schon jetzt seien die zwei Ketten in Filialen mit wenig Mitbewerb rundum bei einigen Produkten um 20 Prozent teurer als an den umkämpfteren Standorten, rechnet er vor.

Metro spiele ihre Marktmacht aus, klagt Majdic, der in Europa zu den größten Internethändlern der Elektrobranche zählt. Nach ihren Interventionen sei ihm etwa verwehrt worden, mit seinen Electro-nic4you-Abholshops in manches Einkaufszentrum einzuziehen. Er fürchte zudem um Wettbewerbsnachteile beim Einkauf. Hersteller würden zum Teil schon bisher unter Druck gesetzt, kleinere Metro-Mitbewerber nicht adäquat zu beliefern, erzählen andere Händler.

Dass sich Saturn gute Cosmos- Standorte holt, sei realistisch, sagt Kreditschützer Christoph Vavrik. Ob die dadurch höhere Marktkonzentration wirtschaftspolitisch erwünscht ist, sei zu hinterfragen. Der Masseverwalter könne aber darauf keine Rücksicht nehmen.

Aus Sicht der Konsumenten sei das alles kritisch zu beurteilen, ist aus der Arbeiterkammer zu hören. Es brauche ein laufendes Monitoring, um abzulesen, wie sich die höhere Konzentration auf die Preise auswirke. Metro mache sich mit neuen Filialen nur selbst Konkurrenz, relativiert ein Marktkenner.

Für die Wirtschaftskammer gibt es keinen Anlass, sich an die Wettbewerbsbehörde zu wenden. Die Industrie signalisiere, den Mittelstand weiter zu unterstützen, sagt Branchenvertreter Wolfgang Krej-cik. Aufgeschrien werde nur bei einem konkreten Missbrauchsfall.

Media Markt und Saturn, die zu keiner Stellungnahme bereit sind, halten mit 35 Standorten in Österreich ein Drittel des Marktes und setzen über eine Mrd. Euro um. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 04.03.2010)