Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht erarbeitete ein neues Regelwerk (Basel III), das einerseits Banken in einer nächsten Finanzkrise resistenter machen und andererseits zu große Risiko-Bereitschaft eindämmen soll. Grundsätzlich sollen mit Basel III die Qualitätsanforderungen an das Kapital verschärft und bessere Liquiditätsvorschriften eingeführt werden.

Nach Basel II, dem derzeit gültigen Regelwerk, teilen sich die bankenaufsichtlichen Eigenmittel auf drei Säulen auf: Tier 1 - Kernkapital, bestehend aus hartem Kernkapital wie klassische Aktien und einbehaltene Gewinne und hybridem Kernkapital, beispielsweise nachrangige Bankschuldverschreibungen. Tier 2 - Ergänzungskapital, das der Bank nicht auf Dauer zur Verfügung steht. Tier 3 - Drittrangmittel, das sind kurz- bis mittelfristige nachrangige Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit von mindestens zwei, aber weniger als fünf Jahren.

Mit Basel III sollen die Drittrangmittel Tier 3 abgeschafft werden. Damit müssen Marktpreisrisiken mit härterem Kapital unterlegt werden. Weiters soll das harte Kernkapital in Tier 1 verstärkt werden und als "predominant part" 50 bis 85 Prozent des Kernkapitals ausmachen. Dem hybriden Kernkapital werden zukünftig drei wesentliche Merkmale abverlangt: Erstens, es muss effektiv eingezahlt worden sein, zweitens dauerhaft zur Verfügung stehen und drittens nötigenfalls zur Verlustabdeckung dienen können. Bei Tier 2 fällt die Aufteilung in Ergänzungskapital erster und zweiter Klasse entfallen.

Bei der Frage der Leverage Ratio, einem ausdrücklichen Auftrag des G20-Gipfels in Pittsburgh, ist Basel III noch nicht allzu weit gelangt. Die Leverage Ratio gibt an, wie stark eine Bank im Vergleich zu ihrem risikogewichteten Eigenkapital verschuldet ist. Gewünscht wird hier, dass die Banken weltweit einen bestimmten Verschuldungsgrad nicht überschreiten und damit kein übersteigertes Risiko mehr eingehen können. Eine Verbindlichkeit der Verschuldungsquote wird momentan noch nicht angedacht.

Auswirkungsstudien

Bis dato gilt das Basel III-Regelwerk noch als Arbeitsfassung. Für Herbst 2010 wird erwartet, dass sich der Baseler Ausschuss auf Vorschläge zu den zahlenmäßigen Anforderungen an Kapital und Liquidität, die sogenannten Kalibrierung einigen wird. Eine endgültige Umsetzung ist bis 2013 anberaumt.

Derzeit laufen zahlreiche Auswirkungsstudien, die den Effekt von Basel III auf Kreditinstitute sichtbar machen sollen. Erste quantitative Ergebnisse lieferte diesbezüglich eine Studie der US-Investmentbank JP Morgen, die 17 global agierende Banken (Bank of America, Citi, Goldman Sachs, JP Morgan, Morgan Stanley, Credit Suisse, UBS, Deutsche Bank, Barclays, HSBC, Lloyds, Royal Bank of Scotland, Standard Chartered, BNP, Societe Generale, Santander, UniCredit) untersuchte.

Der Studie zufolge würde der Return on Equity (RoE) von 13,3 auf 5,4 Prozent sinken. Dabei wären britische und europäische Banken wesentlich stärker betroffen als US-amerikanische. Als Grund dafür sieht Josef Christl vom Institut für Finanz- und Geldpolitik der Wirtschaftsuniversität Wien bei einem Vortrag vor Journalisten die vermehrte Zuwendung zum Kapitalmarkt. US-amerikanische Banken hätten im Zuge der Finanzkrise ihre Eigenkapitalerfordernisse vermehrt über den Kapitalmarkt decken können und außerdem zum Großteil auch die Staatshilfen bereits zurückgezahlt. 

Jedenfalls würde die Aufrechterhaltung des RoE-Niveaus auf 13,3 Prozent eine Preiserhöhung von 33 Prozent erfordern. Eine Preiserhöhung, die sich in erster Linie im Kommerz- und Investmentbankgeschäft niederschlagen würde. Insgesamt würden die Banken laut der JP Morgan-Studie 221 Milliarden US-Dollar (162 Milliarden Euro) zusätzliches Kapital benötigen. (rom, derStandard, 3.3.2010)