Zutraulicher Skorpion am Arm. Mehr Fotos in der Ansichtssache.

Foto: Knut Rakus

Die Wochen, die wir im malaysischen Teil Ostborneos verbringen, gehören zu den Highlights unserer Reise. Vor allem die Tage im Dschungelcamp.

Unser Camp liegt im unteren Kinabatagan Tal und gilt als einer der besten Orte Südostasiens um Tiere in der freien Wildbahn zu erleben. Das Tal ist seit einiger Zeit als geschütztes Gebiet anerkannt, leider aber wurden rundherum weite Landstriche gerodet, um Palmölplantagen zu errichten. Die Rettung des Kinabatagan Tals erfolgte angeblich in quasi letzter Minute. Der Palmölboom basiert auf Gesetzesänderungen, unter anderem in Europa, die ein Mindestgehalt aus erneuerbaren Ressourcen in Treibstoffen fordern. Der daraus resultierende Nachfrageboom führt dazu, dass nun hier in Borneo im Namen der Nachhaltigkeit Regenwald gerodet wird, um Palmöl zu produzieren.

Hautnahes Erleben

Das Camp steht mitten im Dschungel und besteht aus einigen wenigen Holzhütten auf Stelzen mit Matratzen und Moskitonetzen, sowie einer Ess- und Kochhütte mit offener Terrasse. Betrieben beziehungsweise bewohnt wird es von Uncle Tan Wildlife - einem Familienunternehmen, welches schon seit ewigen Zeiten Dschungeltrecks organisiert. Den Besucher erwartet hier natürlich keinesfalls Luxus, sondern vielmehr ein hautnahes Erleben fernab von Komfort wie Duschen oder ähnlichem.

"Wilde" Tiere

Wir hatten die einmalige Gelegenheit, "wilde" Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben - und zwar hautnah. Beispielsweise hatten wir einen ungiftigen und sehr zutraulichen Skorpion am Arm. Der war so zutraulich, dass er andauernd versuchte, unter unsere T-Shirts zu kriechen - unser Angstschweiß war dementsprechend, und zusätzlich zur hohen Luftfeuchtigkeit, hoch.

Unterwegs am Kinabatagan

Der Tagesablauf ist geprägt von Ausflügen in die nähere Umgebung des Camps. Nachmittags, nachts und frühmorgens waren wir mit einem kleinen Boot auf dem Kinabatagan unterwegs. Was sich uns vom Fluss aus bot, lässt sich kaum in Worte fassen - daher in Bildern (siehe Ansichtssache).

Affen, vor allem Makaken, gehören im Dschungel zur Tagesordnung. Besonders ans Herz gewachsen sind uns aber die Proboscis-Affen, die wir hier endlich in Scharen antrafen. Besonders beeindruckend waren auch die bis zu fünf Meter langen Flusskrokodile. Oft sahen wir nur ihre, wie Periskope aus dem Wasser ragenden Augen, aber hin und wieder erspähten wir sie einfach nur faul am Ufer in der Sonne liegend. Auf unseren nächtlichen Ausflügen durch den Dschungel und auf dem Fluss trafen wir auch auf den äußerst seltenen Kingfisher-Vogel, den man tagsüber nie so ruhig vor die Linse bekommt. Diese sind die buntesten Vögel, die ich jemals gesehen habe und aufgrund ihres Federkleides auch akut vom Aussterben bedroht.

Orang Utan zu Besuch

Einer der Höhepunkte während unserer Zeit im Camp war aber wohl der Besuch eines Orang Utans in unserem Camp. Der hatte es sich auf einem Baum am Rande des Camps bequem gemacht und betrachtet uns (Affen). Zwar sahen wir jeden Tag Orang Utans auf den Bäumen, was an sich schon eine wirklich rare Sichtung ist, er allerdings kam direkt ins Camp und beobachtete den ganzen Zirkus von einem sehr niedrigen Baum unmittelbar über uns. Die Jungs, die das Camp betreiben, hörten gar nicht mehr auf uns zu vermitteln, wie glücklich wir nicht wären über diesen "Nachbarschaftsbesuch".

Unterwasserwelt von Sipadan

In Borneo jagt wirklich ein Highlight das andere. Nach unserem Dschungelaufenthalt reisen wir weiter nach Semporna, einem Fischerdorf an der Südostküste. Semporna an sich ist wirklich nichts worüber es sich lohnt nach Hause zu schreiben. Einziger Grund, doch hierher zu reisen, ist die Funktion Sempornas als Tor zur Unterwasserwelt vor den Küsten. Darunter die Insel Sipadan, die vor einiger Zeit zum Nationalpark erklärt wurde. Sipadan gilt als eines der weltbesten Tauchgebiete, aber auch die Nachbarinseln, vor allem Sibuan und Mabul, gleichen einem Besuch im Haus des Meeres. Fotos davon gibt es in einer der kommenden Ansichtssachen.

Wir quartieren uns nahe dem Hafen ein und gleich am nächsten Morgen geht's los. Die nächsten Tage verbringen wir auf und um die Inseln Sipadan, Sibuan und Mabul. Was sich einem unter Wasser rund um diese Inseln bietet, lässt sich kaum in Worte fassen. Die Artenvielfalt ist enorm. Wie verzaubert gleitet man lautlos, nur von seinen eigenen Atemgeräuschen begleitet, durch diese völlig andere Welt (Wassertemperatur 29 bis 30 Grad, Tauchtiefe bis 30 Meter).

Alle Tiere, die uns auf unseren Ausflügen in die Tiefe begegnen zu beschreiben, würde den Rahmen hier eindeutig sprengen, so vielfältig ist die Fauna unter Wasser. In diesem Abschnitt des Südchinesischen Meeres trifft man auf besonders viele Schildkröten. Zwar war zur Zeit unseres Aufenthalts gerade nicht Paarungs- beziehungsweise Eierlegzeit, nichtsdestotrotz gehört der Anblick von einer durch das Wasser schwebenden Schildkröte zu den schönsten Dingen die ich jemals gesehen habe. Als ich meine erste Schildkröte in unmittelbarer Nähe auf knapp zehn Metern Tiefe "vorbeischweben" sehe, bin ich mitten in der Bewegung verharrt und konnte meinen Blick für lange Zeit nicht abwenden. Noch niemals habe ich eine derart grazile und elegante Bewegung erlebt.

Ein weiteres Highlight von Sabah ist der Mount Kinabalu, ein mehr als 4.000 Meter hoher Berg, der sich majestätisch aus den tropischen Wäldern der Insel erhebt. Wir haben ihn aus Zeitmangel nicht bestiegen, dies wurde uns aber von vielen empfohlen und so sei diese Empfehlung hier einfach weitergegeben.

Schätze der Natur

Wir werden Borneo als Ort in Erinnerung halten, an dem man die Schätze der Natur noch weitgehend behütet erleben kann. Selbstverständlich muss hier aber auf das rasante Wachstum an Palmölplantagen, sowie auf die Spuren von mittlerweile kriminalisierten Dynamitfischern hinweisen. Dennoch hat hier der malaysische Staat, im Gegensatz zu seinen indonesischen Nachbarn, erkannt, wie man Natur gleichzeitig schützt und mittels Nationalparks und entsprechenden Gebühren auch Kapital daraus schlägt. (Knut)