Bei der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) wächst wegen einer weiteren Kündigungswelle die Sorge über die publizistische Zukunft des Münchner Traditionsblatts. Der im vergangenen Jahr begonnene Personalabbau habe "die Grenze des Erträglichen für die SZ bereits überschritten", kritisierte der stellvertretende Chefredakteur Wolfgang Krach in einem internen Rundschreiben des Redaktionsausschusses, das der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag vorlag. Der neue Mutterkonzern Südwestdeutsche Medien Holding (SWMH) will demnach insgesamt 21 Stellen im Redaktionsbereich streichen. Es sollen 14 Redakteurs- und sieben Sekretariatsstellen abgebaut werden.

"Wir haben immer wieder vor Einbußen für die Qualität der Zeitung gewarnt, und die SZ von 2010 ist auch schon nicht mehr die SZ, wie sie vor zwei Jahren war", schreibt der Redaktionsausschuss. Von den betriebsbedingten Kündigungen ist den Angaben zufolge vor allem der Regionalteil betroffen. Die ursprünglichen Kürzungspläne des Verlages seien noch deutlich höher gewesen. In monatelangen Verhandlungen zwischen Chefredaktion, Geschäftsführung und Verlag habe man die Streichungen reduzieren können. Der Stellenabbau werde "weitgehend nach Sozialauswahl" erfolgen. Der Betriebsrat werde jeden einzelnen Fall prüfen.

"Fatal"

"Der Redaktionsausschuss bedauert diese Kündigungen sehr und hält sie für fatal", hieß es in dem Schreiben weiter. "Wir haben schon 2009 einen beachtlichen Personalabbau erlebt, damals noch durch freiwillige Vereinbarungen und Stellen, die nicht nachbesetzt wurden." Ein SZ-Insider sagte zu Reuters: "Die Stimmung in der Redaktion könnte kaum schlechter sein." Die Zeitung beschäftigt rund 400 Redakteure.

Der traditionsreiche Verlag leidet unter dem rückläufigen Anzeigenmarkt, der ihm 2009 nach früheren Aussagen des Betriebsrats einen Verlust von 8 bis 10 Mio. Euro beschert haben dürfte. Das Management steuert seit längerer Zeit gegen und hat neben Einsparungen bei den Sachkosten im Herbst 30 Verlagsmitarbeiter vor die Tür gesetzt. 2008 hatte die SWMH bereits mit teils großzügigen Abfindungen insgesamt 90 Angestellte zum Aufhören bewegt. Die SWMH, die auch die "Stuttgarter Zeitung", "Stuttgarter Nachrichten" und den "Schwarzwälder Boten" herausgibt, ist 2003 beim Süddeutschen Verlag eingestiegen und hat 2008 Jahr die Mehrheit übernommen. (Reuters)