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Karl boardet zu...

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Cypress - „Mir sind die Tränen schon fast gekullert, als ich wusste, dass ich eine Medaille fix hab", sagte Benjamin Karl. Er hat aber dann doch nicht geweint. Weder über die wertvollste Medaille in der olympischen Snowboard-Geschichte für Österreich noch über das in den Finalduellen mit dem Kanadier Jasey Jay Anderson vergeigte Gold. 0,76 Sekunden lag der regierende Slalomweltmeister Karl nach dem ersten Finallauf des Parallel-Riesentorlaufs vor dem viermaligen Weltmeister aus Montreal. 35 Hundertstel fehlten ihm nach dem zweiten Lauf auf den Olympiasieg. Und trotzdem war der 24-jährige Niederösterreicher „nur glücklich und zufrieden. Das ist der absolute Hammer." Im Snowboard, alpine Abteilung, sei es eben so: „Ein kleiner Ritzer, und es ist vorbei. Mit Gold hat es nicht sein sollen, aber es kommen noch weitere Olympische Spiele."

Karl war im 16er-Feld mit vielen Routiniers zunächst souverän. Der Wilhelmsburger setzte sich in der ersten K.-o.-Runde gegen den italienischen Außenseiter Aaron March ebenso souverän durch wie im Viertelfinale gegen den Slowenen Zan Kosir. Und im Halbfinale besiegte er erstmals den Franzosen Mathieu Bozzetto, der zwar schon 1998 olympisch geboardet war, der aber weder Weltmeister noch Olympiasieger werden konnte. Am Samstag sicherte sich der 36-jährige große alte Mann der Szene mit dem Sieg im kleinen Finale wenigstens seine erste Olympiamedaille. Für den 34-jährigen Anderson war Gold ebenfalls eine Erlösung, er hat in den vergangenen 14 Jahren sonst alles gewonnen. Neben seinen WM-Titeln schließlich auch viermal den Gesamtweltcup.
Für die hoch gehandelte ÖSV-Truppe hatte der letzte Bewerb bei strömendem Regen alles andere als verheißungsvoll begonnen. Routinier Siegfried Grabner und Ingemar Walder scheiterten schon in der Qualifikation, wobei Grabner nach nur wenigen Sekunden stürzte. Quali-Sieger Prommegger, wie Karl einer der Topfavoriten, schied in der ersten K.-o.-Runde aus.

Der 29-jährige Salzburger, in der Eliminationsrunde noch klar der schnellste Mann im Feld, riss gegen den 37-jährigen US-Amerikaner Chris Klug schon im ersten Lauf mit 0,88 Sekunden einen zu großen Rückstand auf. „Ich habe im Finale nicht mehr die Sicherheit gehabt", erklärte Prommegger, der das letzte Weltcuprennen vor Olympia gewonnen und davor dreimal in Folge Platz zwei belegt hatte.

Pech hatte Grabner, für den Olympia nur wenige Sekunden dauerte. Der Routinier aus Kärnten, der wegen einer Knöchelverletzung vor den Spielen zwei Monate pausiert hatte, stürzte kurz nach dem Start. „Es war ein leichter Fahrfehler", sagte der Kärntner. Der 34-jährige Bronzemedaillengewinner von Turin wird noch eine Saison weiterfahren. Olympische Chancen wie Karl bekommt er keine mehr. (red, APA, DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 1. März, 2010)