Simone Korb arbeitet für Irlands Tourismusagentur und ist leidenschaftliche Radfahrerin. Auch wenn sie noch nie in Irland radelte.

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Vom Hobby-Racer bis zum Hardcore-Mountainbiker finde in Irland jeder seine Strecke, meint Simone Korb

Foto: Shannon Region Trails

Simone fährt beinahe jeden Tag mit dem Rad. Simone ist 36 Jahre alt, stammt aus Deutschland, lebt seit rund zwei Jahren in Wien und arbeitet für Irlands Tourismusagentur. Irland sei ein herrliches Land, um dort Fahrrad zu fahren, schwärmt sie, hat es aber selbst noch nicht gemacht.

derStandard.at: Macht dir das Radfahren in Wien Spaß?
Simone Korb: In Wien ist das Rad häufig das schnellste Verkehrsmittel, und weil sich die Anstiege in Grenzen halten auch das bequemste. Ich liebe es nach einem langen Abend in einem verrauchten Lokal, Kopf und Gewand auf dem Heimweg beim Radln auszulüften. Ich fühle mich in Wien so wohl wie ein Schaf in Irland.

derStandard.at: Wie zufrieden bist du mit den Wiener Radwegen?
Simone Korb: Am Wegenetz stören mich die lebensgefährlichen Abbiegespuren, die Radfahrer an so mancher Stelle zwingen, ohne große Vorwarnung für Autofahrer, die Straßenseite zu wechseln. Auch die Verkehrsführung am Innenstadt-Ring ist alles andere als radfahrerfreundlich. Die Verkehrsteilnehmer sind aber großteils rücksichtsvoll und wenn man Glück hat auch aufmerksam. Mir gefällt die Anzahl der Radwege, deren guter Zustand, die Ampeln für Radfahrer und die Masse an öffentlichen Fahrradständern - es könnten immer mehr sein, aber Wien ist da wirklich vorbildlich.

derStandard.at: Du kommst aus Deutschland. Bist du dort auch schon Rad gefahren?
Simone Korb: Stimmt, ich bin Wahlwienerin und komme aus einem kleine Ort nördlich von Frankfurt am Main. Ob ich dort auch schon Rad gefahren bin? Ich wiederhole, ich komme aus einem KLEINEN Ort.... Ja, ohne Rad wäre ich in meiner Jugend verloren gewesen!
Bevor ich nach Wien gekommen bin, habe ich viereinhalb Jahre in Berlin gewohnt und bin dort ebenfalls beinahe täglich geradelt. Die Radwege dort sind zwar in desolatem Zustand, aber es gibt eine Menge Busspuren, die Radfahrer bequem nutzen können.
Außerhalb der Stadt kann man herrliche Touren durch Brandenburg machen.
Die Wiener schimpfen häufig auf ihr Radwegenetz, aber verglichen mit vielen deutschen Städten ist es sehr gut.

derStandard.at: Du repräsentierst in Österreich das Tourismusland Irland. Wie sehr eignet sich Irland zum Radeln?
Simone Korb: Wie sehr eignet sich Wien für einen Caféhaus-Besuch?
In Irland findet jeder Radfahrer - vom Hobby-Radler bis zum Hardcore-Mountain-Biker - sein Revier. Es gibt Firmen, die Gepäcktransporte für Radtouristen von einer Unterkunft zur nächsten anbieten. In den meisten Orten kann man Räder mieten, und für alle, die nicht alleine in die Pedale treten wollen, bieten eine Reihe von Veranstaltern auch geführte Radtouren in der Gruppe an.

derStandard.at: Pfah, da kommt die Tourismus-Botschafterin raus. Du, aber wieso bist du dann in Irland noch nie Rad gefahren?
Simone Korb: Hm, das frage ich mich auch gerade.

derStandard.at: Was zeichnet Irland als Radparadies aus?
Simone Korb: Die Menge an atemberaubenden - im doppelten Sinne - Küstenstraßen und die kleinen Nebenstraßen. Frische Luft, mildes Klima, gute Infrastruktur...

derStandard.at: Wann ist die beste Zeit, um dort Rad zu fahren?
Simone Korb: Juni ist DER Monat. Da gibt es das meiste Tageslicht, es ist mild, es grünt und blüht, und es sind noch keine Sommerferien. Mai und September sind die statistisch trockensten Monate - soweit sowas heute noch gilt.

derStandard.at: Wo sind die schönsten Gegenden für Radfahrer?
Simone Korb: Meine bevorzugten Gegenden zum Radfahren wären Donegal, im Nordwesten der Republik, die Sperrins, Mourne Mountains und Glens of Antrim, alle drei in Nordirland, wegen der unvergleichlichen Landschaft, wenig Autoverkehr und der extrem freundlichen Menschen. In der Republik Irland sind neben Donegal besonders die Halbinseln Dingle und Beara im Südwesten zu empfehlen. Sie sind weniger überlaufen als der berühmte Ring of Kerry, stehen diesem aber in schroffer Küstenschönheit in nichts nach. Zwei weitere sensationelle Regionen für Radfahrer und Wanderer gleichermaßen sind die Grafschaften Connemara und Mayo im Westen Irlands.

derStandard.at: Wo sind die Unterschiede zwischen dem Radverkehr in Irland und in Österreich?
Simone Korb: Der größte und wichtigste Unterschied ist, dass auf der Grünen Insel Linksverkehr herrscht! Ansonsten gibt es im Gegensatz zu Österreich keine Berge mit Schnee, dafür viele Hügel mit Schaf. Außerdem gibt es sehr viel Küste und Küstenwege und dadurch jede Menge Wind. Wie gut, dass immer irgendwo in der Nähe ein gemütliches Pub ist, in dem man sich stärken und/oder aufwärmen kann.

derStandard.at: Wirst du bei einem deiner nächsten Aufenthalte nun auch auf der Insel radeln?
Simone Korb: Ich plane derzeit, eine Hausboot-Tour auf dem Shannon zu machen. Da kommt ein Rad definitiv mit an Bord, um nach dem Anlegen das Umland gemütlich erradeln zu können.