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Foto: REUTERS/Todd Korol

"Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht wünsche, besser sehen zu können. Aber es macht mich zu dem, was ich bin. Es ist ein Teil von mir." Brian McKeever ist blind, nur zehn Prozent Sehkraft sind ihm geblieben. Im Zentrum seines Sichtfeldes ist alles hell, nur an den Rändern kann der 30-jährige Kanadier aus Calgary grobe Umrisse erkennen.

Am Sonntag startet McKeever bei den Olympischen Spielen. Er nimmt die 50 Kilometer in Angriff, die Königsdisziplin der Langläufer. Gemeinsam mit Größen wie dem norwegischen Weltmeister Petter Northug oder dem Deutschen Tobias Angerer, die keinerlei sogenanntes körperliches Handicap haben. McKeever wurde die Teilnahme an Olympia nicht geschenkt. "Er musste sich den Platz im Team verdienen", sagt Tom Holland, der Cheftrainer des kanadischen Langlaufverbands. Im letzten Qualifikationsrennen in seinem Wohnort Canmore nutzte McKeever seine Chance beeindruckend. Er wurde Erster.

McKeever leidet an Morbus Stargardt. Als Jugendlicher hatte er eine 50:50-Chance, die Augenkrankheit seines Vaters Bill vererbt zu bekommen. Als er 19 Jahre alt war und gerade an seiner ersten Junioren-WM teilgenommen hatte, brach die Krankheit aus. Mit 20, er büffelte auf der Uni, saß in den Hörsälen ganz vorne, um noch irgend etwas an der Tafel zu erkennen, war er blind.
Doch Brian steckte nicht auf. Er bat seinen um sechs Jahre älteren Bruder Robin, der für Kanadas Langlaufteam 1998 bei den Winterspielen in Nagano startete, um Hilfe. Robin war von der Augenkrankheit verschont geblieben. Gemeinsam schafften sie es zu den Paralympics, gewannen 2002 und 2006 vier Goldmedaillen.

In Vancouver muss Brian McKeever ohne seinen führenden Bruder auskommen, er muss die Abfahrten mit bis zu 70 km/h selbst bewältigen. Er verlässt sich auf sein Erinnerungsvermögen: "Ich bin die Strecke mehrmals gefahren."(David Krutzler, DER STANDARD, Printausgabe, Samstag, 27. Februar 2010)