Schräge Sippe: Yi Hwan Kwon Jang dock dae mono (2008) bei Cais (Seoul) für 33.000 Euro verkauft.

Foto: Cais

Auf der 29. Arco Madrid, Messe für Zeitgenössische Kunst (17. bis 21. Februar) haben Galeristen mehr verkauft als im Vorjahr, verkündete das Organisationskomitee. Doch kritische Stimmen gegenüber der Arco-Leitung mehren sich. Es fehle Profil, klagen Spaniens Feuilletonseiten fast unisono. Léase Manuel Borja-Villel, Direktor des Museo Reina Sofía, forderte von der Arco "ein Händchen für die Malerei" ein, und Juan Antonio Álvarez Reyes, neuer Leiter des Andalusischen Zentrums für Zeitgenössische Kunst (CAAC), sieht die Arco bereits "in einer Übergangsphase".

Freilich an Rücktritt will Arco-Direktorin Lourdes Fernández "nicht denken". Selbstreflexion sei zwar notwendig, auch nach den Turbulenzen zwischen der Arco und dem Madrider Ifema-Messegelände. Die Weichen für die Zukunft will man kommende Woche gemeinsam stellen. Zur Debatte steht, die heuer 218 Galerien (darunter 77 Spanier) gar auf 160 zu reduzieren. Hauptgrund für das Zerwürfnis ist, dass Ifema sich gegen spanische Galerien stellte. Schon um die Feriarte im November war die Echtheit einiger Werke russischer Avantgarde bezweifelt worden. Zum Imageschaden kommt, dass am Madrider Wettbewerbsgericht ein Verfahren gegen die Arco und ihre "Monopolstellung" vorbereitet wird.

Der fehlten heuer auch "große Namen". Nebst der Madrider Galeristin mit deutschen Wurzeln, Helga de Alvear - sie zeigte nur ein SoloProject von Santiago Sierra (riesenhafte Buchstaben "NO" ) - suchte man vergeblich nach Marian Goodman (New York), Vera Munro (Hamburg), Hauser & Wirth (Zürich, New York, London) oder Lisson (London).

Verantwortlich dafür, dass mit rund 150.000 Besuchern ein Tiefstwert erreicht wurde, seien die verkürzten Öffnungszeiten gewesen. Und "die Grenze, ab der Preise diskutiert wurden", situierte Michael Kaufmann (Hilger Contemporary, Wien) anhand seiner veräußerten Fotos vom Spanier Ángel Marcos (wie China #54) bei 24.000 Euro. "Unsere Absage sollte man keinesfalls überbewerten", sagt Florian Berktold, Galeriedirektor bei Hauser & Wirth in Zürich. 2009 sind sie als Einmal-Intermezzo unter die Arco-Aussteller gegangen. Der Beschluss, heuer nicht zu kommen, war "keiner gegen den Messetermin". Die Arco stehe "auf guten Füßen." Im Vorjahr hatte es "gut zum Galerie-Programm gepasst, dass Indien Gastland war". Priorität sei aktuell die Planung der Maastrichter Tefaf und New Yorks The Armory Show.

Ähnlich war es auch bei Helga de Alvear eine "interne, strategische Entscheidung" , die "wenig mit der Arco an sich zu tun hatte" , sagt ihr Galerist Joaquín García. Nächster Termin werde für sie die ArtBasel im Juni sein. Zur Arco käme man 2011 wieder, "sofern die Lage sich bessert". Die ist auf Parallelevents wie der zeitgleichen ArtMadrid heiterer. Man verbuchte in der fünften Auflage 20 Prozent mehr Besucher (37.000), und Galerist Augustinho Cordeiro schwärmte von "der besten Messe, die er je hatte". Als Ex-Arco-Aussteller ist er überzeugt, man "komme auf die ArtMadrid, um zu verkaufen. Zur Arco gehe man, um dort zu sein." (Jan Marot, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 27./28.02.2010)