Karriere und Familie managen (v. li.): Karin Bauer (Moderation), Harry Gatterer (Zukunftsinstitut Österreich), Monika Franta(SOS Kinderdorf NÖ), Klaus Mörtl (Mobilkom Austria), Georg Petek-Smolnig (WKO), Jenny Dinich (Microsoft Österreich).

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"Das Rollenbild der Mutter ist nach wie vor stark geprägt von der römisch-katholischen Tradition. Daher ist auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch immer hauptsächlich ein Frauenthema" , erklärt Harry Gatterer, Geschäftsführer des österreichischen Zukunftsinstituts, beim Netzwerktreffen der 120 Mentoren und Mentees des Standard Mentoring Circles bei Microsoft in Wien. Dieses Rollenbild sei ein Hemmschuh auf der Karriereleiter von Frauen. Dennoch geht er von einem Wandel zu einer von Frauen dominierten Ökonomie aus. "Frauen sind häufig besser gebildet als Männer, da ist es für eine Wirtschaft nur sinnvoll, ihnen auch stärker den Weg in die obersten Führungsetagen zu öffnen."

Vorzeigeunternehmen

Ein Vorzeigeunternehmen in Sachen Familienfreundlichkeit ist der Gastgeber des Abends. "Wir bieten unseren Mitarbeitern sehr viele Möglichkeiten, von flexiblen Arbeitszeiten über eine Ausstattung für ein Home-Office bis zu verschiedenen Teilzeitmodellen" , sagt Jenny Dinich, Personalleiterin von Microsoft. Dennoch sei für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch viel Mut, Selbstorganisation und Disziplin von den Eltern gefordert. "Es gibt eine Teil im Berufsleben, den jeder selbst organisieren kann und muss" , so Dinich. "Trotzdem müssen auch Arbeitgeber in die Pflicht genommen werden, wenn die Vereinbarkeit ernst gemeint ist." Ohne Zielvorgaben und genaue Kennzahlen funktioniere eine Frauenförderung nicht.

"Ortsunabhängiges Arbeiten kann den Wiedereinstieg ins Berufsleben zwar erleichtern, schafft aber gleichzeitig auch Abgrenzungsprobleme" , ergänzt Klaus Mörtl, Bereichsleiter Human Resources bei Mobilkom Austria. Auch die Mobilkom biete ihren Mitarbeitern eine Vielzahl von Möglichkeiten, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. "Bei Führungskräften ist diese Vereinbarkeit aus Unternehmenssicht schwieriger zu managen" , ergänzt er.

Vereinbarkeit für Führungskräfte

Damit Familie und Beruf auch für Führungskräfte besser vereinbar sind, müssen Job-Sharing-Modelle für Führungskräfte möglich sein, meint Monika Franta, Geschäftsführerin von SOS Kinderdorf Niederösterreich. "Aber für Führungskräfte in Teilzeit haben wir unser Denken noch nicht ausreichend geändert. Dafür brauchen wir einen anderen Zugang zu Kooperationen und vor allem eine Abkehr von unserem Konkurrenzdenken" , so Franta.

Dass sich familienfreundliche Maßnahmen positiv auf Motivation, Fluktuation und Krankenstandsdauer auswirken, konnte Georg Petek-Smolnig, Leiter der Abteilung Personal und Organisationsentwicklung der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), mit Zahlen belegen.

Auf die Frage, wie lang die Babypause dauern muss, damit man nicht als Rabenmutter gilt, meinte Franta: "Wenn die Mutter zu Hause unglücklich ist, hat das Kind auch nichts davon. Die Qualität der Kinderbetreuungseinrichtung ist dafür aber auch entscheidend. Da gibt es noch Verbesserungspotenzial." (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, Printausgabe, 27./28.2.2010)