Foto: Standard

"Sie leiden wegen dem, was ich getan habe", sagte Mosab Hassan Yousef in einem Interview, "Muslime in der ganzen Welt respektieren meine Familie", und "für meinen Vater war es die schlechteste Nachricht seines Lebens". Yousef sagte das allerdings schon vor zwei Jahren. Damals ging es nur darum, dass er sich zum Christentum bekehrt hatte. Jetzt hat der Vater eine noch viel schlechtere Nachricht erhalten. Der Sohn hat nämlich enthüllt, dass er zehn Jahre lang ein Agent des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schabak war.

Der Vater ist Scheich Hassan Yousef, einer der Gründer der radikalen Palästinensergruppe Hamas im Westjordanland, derzeit in Israel inhaftiert. Mosab Yousef wird demnächst in den USA unter dem Titel "Sohn der Hamas" ein Buch veröffentlichen. Die Story wurde jetzt schon von der israelischen Tageszeitung Haaretz publik gemacht. Demnach ist der nun 32-jährige Yousef in der Zeit der Intifada der wertvollste Informant des Schabak gewesen. Man habe ihm den Codenamen "Der grüne Prinz" gegeben - grün wegen der Farbe der Hamas-Flagge, Prinz wegen der elitären Herkunft.

Durch seine Hilfe seien dutzende Selbstmordanschläge verhindert und hunderte Menschenleben gerettet worden. Insbesondere soll Yousef, der seinem Vater als Fahrer und Bote zur Hand ging, 2001 einen Anschlag auf Israels damaligen Außenminister und heutigen Präsidenten Shimon Peres vereitelt haben. Auch die Aufspürung wichtiger palästinensischer Figuren, darunter Hamas-Militärchef Ibrahim Hamid und der Intifada-Kommandant der Fatah, Marwan Barghouti, habe der Schabak Yousef zu verdanken.

Aufgewachsen ist Yousef als ältester von sechs Brüdern und zwei Schwestern in einem strikt islamischen Umfeld in Ramallah, wo er Geografie und Geschichte studierte. Schon in jungen Jahren will er Zweifel am Islam bekommen haben, 2004 konvertierte er insgeheim zum Christentum, 2007 setzte er sich in die USA ab. Dort nennt er sich Joseph, gehört einer evangelistischen Kirche in San Diego, Kalifornien, an und geht offenbar keiner geregelten Beschäftigung nach. Mit 18 Jahren hatte er nach eigener Aussage als Häftling in einem israelischen Gefängnis "das wahre Gesicht der Hamas" entdeckt, die ihre eigenen Leute "gefoltert" habe. Mit seinen Memoiren wolle er nun eine Botschaft des Friedens senden, wird der Ex-Agent zitiert, eine Koexistenz zwischen Israel und Hamas hält er aber für undenkbar. (Ben Segenreich/DER STANDARD, Printausgabe, 26.2.2010)