Wien - Die teilstaatliche Post AG bekommt mit 1. März einen neuen Personalchef für ihre rund 26.000 Mitarbeiter. Der seit längerem vakante Posten wird mit dem umstrittenen ÖBB-Manager Franz Nigl (46) besetzt, der noch vor wenigen Monaten im Zentrum einer Datenaffäre der Bundesbahnen stand. Post-Chef Georg Pölzl streut ihm jedenfalls schon mal Rosen. "Er ist ein ausgewiesener Experte, der die schwierige Personalaufgabe als Teil meines Teams bestmöglich bewerkstelligen kann", wird er in der morgigen Ausgabe des Magazins "Format" zitiert.

Nigl selbst meinte zu seinem künftigen Job: "Restrukturierung heißt nicht nur Personalabbau allein. Es geht darum, eine leistungsorientierte Unternehmenskultur einzuführen." Wobei Kündigungen ohnehin schwierig sind, da 60 Prozent der Postler beamtet sind. Rund 500 von ihnen befinden sich im "Karriere- und Entwicklungscenter" der Post, wo sie bei etwas reduziertem Einkommen zum Daumen drehen verurteilt sind. Ein Ersatz der Briefzusteller durch private Firmen, wie vom ehemaligen Postchef Anton Wais angedacht, erteilte Pölzl in der Vergangenheit bereits eine Absage.

Krankenstands-Datenaffäre

Nigl, der zuletzt Chef der in Auflösung befindlichen ÖBB-Dienstleistungsgesellschaft wr, stand im Zentrum der ÖBB-Datenaffäre um die illegale Sammlung von Krankenstands-Diagnosedaten bei der Staatsbahn. In den ÖBB war in den vergangenen Jahren nicht nur über die Zahl der Krankenstände der Mitarbeiter genau Buch geführt worden, sondern - verbotenerweise - auch über Diagnosen. Die Daten wurden bei Beförderungen herangezogen.

Nigl hatte stets betont, dass diese Datensammlung Vorstand und Gewerkschaft bekannt war, was diese dementierten. Derzeit ermittelt der Staatsanwalt nach einer Sachverhaltsdarstellung der ÖBB.

Betriebsrat abwartend

Der Betriebsrat der Post hat zurückhaltend auf Nigls Bestellung reagiert. "Nigl ist ein Vollprofi, was das Beamten-Dienstrecht betrifft", verwies Betriebsratschef Gerhard Fritz auf die Erfahrung des Wieners bei der Telekom Austria und den ÖBB. Man werde Nigl an seien Taten messen - und hier vor allem an den Leistungen den Mitarbeitern gegenüber. (APA)