Wien - Bei der Steyr-Daimler-Puch-Spezialfahrzeuge GmbH (SSF) in Wien-Simmering ist es nach Berichten der tschechischen Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" über Schmiergeldzahlungen an tschechische Parteien im Zusammenhang mit einem Rüstungsgeschäft zu einer Hausdurchsuchung gekommen. Die Zeitung hatte unter Berufung auf zwei ehemalige Steyr-Mitarbeiter berichtet, dass vor dem Ankauf von Radpanzern Pandur II für die tschechische Armee Schmiergeldzahlungen an tschechische Parteien geflossen seien.

Auf Grund der Medienberichte sei in Wien die neu gegründete Antikorruptionsstaatsanwaltschaft mit ihrem Leiter Walter Geyer aktiv geworden, schreibt die Tageszeitung "Kurier" (Mittwoch-Ausgabe). Am Montag haben laut "Kurier" Beamte des ebenfalls neu gegründeten Bundesamts zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) Hausdurchsuchungen in den Räumlichkeiten der SSF in Wien-Simmering und auch bei Wolfgang H. und bei Herwig J. durchgeführt. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Ein als Geschäftsmann getarnter Journalist hatte sich am 8. Jänner in einem Hotel in Mikulov und etwas später im Wiener InterContinental mit Wolfgang H. und Herwig J. getroffen und diese Gespräche heimlich aufgenommen. J. erzählt auf dem Tonband, dass bereits in der Anfangsphase des Geschäfts im Jahr 2001 "zwei bis drei Prozent" der Auftragssumme budgetiert worden seien, die an "jede politische Partei" in Tschechien geflossen wären. Das Volumen des Waffendeals habe 559 Millionen Euro betragen. Auf Nachfrage des Reporters kam die Antwort, dass das einfach so üblich sei - und in Österreich sei es "noch schlimmer".

Friedrich König von der Antikorruptionsstaatsanwaltschaft bestätigte dem "Kurier", dass die Behörde von sich aus tätig geworden sei. Man werde "alle Vorwürfe rasch unter voller Kooperation der Beteiligten und der Firma Steyr" aufklären. Ein Sprecher der SSF wollte die Vorgänge gegenüber der Tageszeitung nicht kommentieren. Der Rechtsanwalt von Wolfgang H. begründete die Aussagen seines Mandanten damit, dass dieser dem Journalisten eine "wilde Räuberpistole" erzählt habe, um herauszubekommen, was hinter dem Interesse an der viele Jahre alten Story stecke. Die Äußerungen seien frei erfunden gewesen. (APA)