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Ein monatliches Fixum, ein prozentueller Leistungsanteil über das Jahr. "In allen internationalen Kulturbetrieben ist das ganz normal", betont Agnes Husslein, die schon immer eine "leistungsbezogene Person" war.

Foto: APA / HELMUT FOHRINGER

Wien - Provisionen und Zuschläge für ManagerInnen, BankerInnen und MaklerInnen genießen in wirtschaftlichen Krisenzeiten keinen guten Ruf. Zuletzt hat sich die Diskussion auf den Kultursektor ausgeweitet. In Salzburg haben vertragswidrige Provisionen für die ehemaligen Osterfestspiel-Leiter ein strafrechtliches Nachspiel. Leistungsbezogene Gehaltsbestandteile, wie sie international längst gang und gäbe sind, finden sich jedoch zunehmend auch in den Verträgen österreichischer Kulturmanager.

Die Bundestheater beschreiten mit der Vertragsverlängerung von Volksopern-Direktor Robert Meyer, in dessen Gehalt ein prozentuelles Prämien-System eingebaut wird, gerade Neuland. Bei den Bundesmuseen ist Belvedere-Direktorin Agnes Husslein Vorreiterin: 40 Prozent ihres Gehalts sind an Leistungskriterien gebunden. In Diskussion sind solche Modelle auch für die neue Leitung des MUMOK.

Hauptsache die Zahlen stimmen?

Aus dem Büro von Kulturministerium Claudia Schmied, selbst Ex-Bankerin, bestätigt man einen "Trend zu variablen Gehaltsbestandteilen, um Leistung zu honorieren". Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl, im MUMOK Kuratoriumsvorsitzender, steht dem skeptisch gegenüber: "Wenn das Motto ist: Hauptsache die Zahlen stimmen, wo bleibt dann die Nachhaltigkeit?" Die Frage, an der sich die Geister scheiden: Wie kann Leistung in Kulturinstitutionen überhaupt gemessen werden? Budgetzahlen, Sponsorleistungen, Projektfortschritte sind übliche Kriterien. "Kunst bedeutet aber immer auch Risiko", betont der Geschäftsführer der Wiener Festwochen, Wolfgang Wais.

"In ausgegliederten Kulturbetrieben gibt es wirtschaftliche Ziele - wir müssen ja haushalten", spricht sich auch der kaufmännische Leiter des Kunsthistorischen Museums, Paul Frey, für "an der Privatwirtschaft modellierte Gehaltsschemata" wie sein eigenes aus: Ein monatliches Fixum, ein prozentueller Leistungsanteil über das Jahr. "In allen internationalen Kulturbetrieben ist das ganz normal", betont Agnes Husslein, die ihre Ziele jedes Jahr neu mit dem Kuratorium vereinbart. "Ich bin eine leistungsbezogene Person, so wurde ich erzogen."

"Zwänge der Realität"

Schon mit dem Stellenbesetzungsgesetz 1998 war die gesetzliche Grundlage für erfolgsabhängige Bezahlung bei ausgegliederten Unternehmen geschaffen worden. "Unverändert für richtig" hält Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Georg Springer das Prämien-System bei kaufmännischen Leitern, "bei künstlerischen habe ich so meine Zweifel", räumt er ein. "Allerdings stehen wir derzeit extrem unter den Zwängen der Realität, und das bedeutet, dass die Direktoren ganz bewusst und für sie merkbar auch in die kaufmännische Verantwortung gebracht werden. Das Vieraugenprinzip bedeutet eben nicht zwei getrennte Augenpaare - ein Gröscherlzähler und ein Künstler - sondern ein beidseitiges Bewusstsein. Der finanzielle Erfolg bedeutet ja in diesen Zeiten eine Absicherung der Existenz der Betriebe."

Auf Wunsch der Bundestheater-Evaluierer und des Ministeriums werden Leistungskomponenten deshalb ab jetzt wieder eingeführt - wieder, denn für die kaufmännischen Leiter gab es sie schon unmittelbar nach der Ausgliederung, sie wurden aber nach nur einem Jahr wieder gestrichen. "Mutterseelenallein an der Spitze dieses Neulands" (Springer) steht nun Volksopern-Direktor Robert Meyer, dessen Vertrag für die Verlängerung kurz vor dem Abschluss steht. Sowohl für seinen als auch für den Vertrag des kaufmännischen Volksopern-Leiters ist eine "leistungsorientierte Prämie bis maximal zehn Prozent vorgesehen", so Springer.

Der nächste Schritt - von der Prämie zur Provision - ist im Kultursektor etwa in den USA oder in der Schweiz ebenfalls längst gemacht: Dass IntendantInnen oder DirektorInnen an Sponsorleistungen mitverdienen, ist auch für Agnes Husslein durch ihre Erfahrung am internationalen Kunstmarkt "eine gute, gängige Methode". Großteils gelten solche Konstruktionen in Österreich allerdings noch als Tabu. "Grundfalsch", befindet etwa Wais. "Eine völlig verfehlte Entwicklung", urteilt Frey. "Amoralisch, unvertretbar und unverständlich", unterstreicht Springer. "Sponsoring bekommt nicht eine Person, sondern eine Institution - und diejenigen, deren Aufgabe die Sponsoren-Akquirierung ist, werden auch dafür bezahlt." Bei den Bundestheatern werde es das nicht geben, betont der Holding-Geschäftsführer, jedenfalls nicht, "solange ich atmen kann". (APA)