Wer ist zur Verantwortung zu ziehen? Louise (Yolande Moreau, re.) und Michel (Bouli Lanners), ratlos.

Foto: Polyfilm

Was tun, wenn man sich jahrelang in einer Fabrik krummgeschuftet hat und allen Zugeständnissen zum Trotz eines Tages mit der gesamten übrigen Belegschaft vor die Tür gesetzt wird? Im neuen Film von Gustave Kervern und Benoît Delépine, Louise Hires a Contract Killer, findet Louise (großartig tumb: Yolande Moreau) eine Antwort, die wohl vielen auf der Zunge liegt, jedoch nur ein Narr auszusprechen wagt: den Boss erschießen. Die ehemaligen Kolleginnen willigen auch sofort ein, die magere Entschädigung nicht in einen gemeinsamen Nacktkalender, sondern in einen Profikiller zu investieren.

Als Problem erweist sich nur, dass der rasch engagierte Michel (Bouli Lanners) keiner Fliege etwas zuleide tun kann - also selbst erst einen Vollstrecker finden muss - und dass sich der schließlich doch gerichtete Fabriksbesitzer als Strohmann entpuppt. Louise und Michel reisen daraufhin auf der Suche nach dem wahren Übeltäter erst nach Brüssel und schließlich nach Jersey: eine Reise durch Absurdistan als Kampf gegen Windmühlen.

Tiefschwarz, bitterböse und auch in der stilistischen Einfachheit radikal ist das der Anarchistin Louise Michel gewidmet Werk des französischen Regie-Duos (Aaltra, 2004). Oft ist das Gebotene ein kindlich-anarchischer Spaß, dann kann es schlagartig ziemlich unangenehm werden, wenn Grenzen des Geschmacks und der Political Correctness lustvoll überschritten werden. Doch auch in diesen Situationen ist Lachen das beste Mittel, um mit dem induzierten Unbehagen fertig zu werden.

Der völlige Wahnwitz wird am Ende deutlich, wenn die wahre Identität von Louise und Michel enthüllt worden ist. So scheint der Film, der mit einer Einäscherung begann, mit einer Geburt glücklich zu enden. Nach dem Abspann wird aber deutlich, dass das Böse noch lange nicht bezwungen und der einzige Weg zum Ziel der mit dem Kopf durch die Wand ist. (Dorian Waller, DER STANDARD/Printausgabe 23.2.2010)