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Die Bohrplattform "Ocean Guardian" (hier auf einem Archivbild) der schottischen Ölfima Desire Petroleum ist am Montag vor den Falkland-Inseln eingetroffen.

Foto: AP/Diamond Offshore drilling

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Cristina Fernandez de Kirchner beim Gipfel der Rio-Gruppe im mexikanischen Cancun: "Das einzige, was man mit einem Kannibalen nicht tun kann, ist ihn zu essen".

Foto: epa/Alejandro Bolivar

Infografik: Falklandinseln - Streit um Ölfelder

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London - Großbritannien hat trotz heftiger Proteste Argentiniens mit den Probebohrungen zur Ölsuche vor den Falkland-Inseln begonnen. Trotz argentinischer Proteste brachte die britische Desire Petroleum am Montag rund 100 Kilometer nördlich der Falkland-Inseln die erste Ölbohrung nieder. Experten zufolge können in dem Feld "Liz" bis zu 400 Millionen Barrel Öl liegen, obwohl das Risiko einer Fehlbohrung groß ist.

Die Falkland-Inseln im Südatlantik gehören zu Großbritannien, werden aber auch von Argentinien beansprucht. Die britische Regierung betonte, dass die Aktion in Einklang mit internationalem Recht stehe.

Lateinamerika-Gipfel verurteilt Bohrungen

Argentiniens Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner bezeichnete die Probebohrungen als illegal und warb beim Lateinamerika-Gipfel der Rio-Gruppe am Montag im mexikanischen Cancun um Unterstützung für ihre Position. Die in argentinischen Medien oft als "CFK" bezeichnete Präsidentin nutzte ihre gesamte Redezeit für eine Erklärung der argentinischen Sicht auf die Geschichte der Inseln.

Sie beklagte die Untätigkeit des UNO-Entkolonisierungskommittees und kritisierte die ständig im UN-Sicherheitsrat vertretenen Staaten: "Wer einen Permanenten Sitz im Sicherheitsrat hat, kann gegen tausendundeine Resolution verstoßen, während sich die übrigen Staaten an die Regeln halten müssen." Fernandez de Kirchner geht davon aus, dass es im 21. Jahrhundert vermehrt zu Konflikten um knapper werdende Rohstoffe kommen wird.

"Den Kannibalen nicht essen"

Argentinien werde aber keinen Versuch unternehmen, die britische Ölfirma mit Gewalt an der Arbeit zu hindern, erklärte Fernandez vor Journalisten. "Wir glauben nicht an Blockaden und ähnliche Methoden," sagte sie am Rande des Gipfeltreffens, "wir haben immer kritisiert, was mit Kuba geschieht." Maßnahmne, die dem internationalen Recht widersprächen, kämen nicht in Frage. Ihr Vergleich "Das einzige, was man mit einem Kannibalen nicht tun kann, ist ihn zu essen" rief Gelächter hervor.

32 lateinamerikanische und karibische Staaten betonten bei dem  Gipfeltreffen in Mexiko die "legitimen Rechte der Republik Argentinien in dem Souveränitätsstreit mit Großbritannie.", sagte der mexikanische Präsident Felipe Caldero.

Außenminister bei der UNO

Buenos Aires forderte die britische Regierung in den vergangenen Jahren immer wieder auf, über die Malvinas, wie die Inseln in Argentinien heißen, zu verhandeln. Argentiniens Außenminister Jorge Taiana will diese Woche mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon über das Thema in New York sprechen.

Das britische Verteidigungsministerium machte am Montag klar, dass die Regierung alles Notwendige tun werde, um die Falkland-Inseln zu verteidigen. Die Inseln hätten ein legitimes Recht, die Ölindustrie in ihren Gewässern zu entwickeln, Großbritannien habe Argentinien dies verdeutlicht, hieß es.

Ein Sprecher des Unternehmens Desire Petroleum, einer Tochterfirma des britischen Ölkonzerns Ocean Guardian, versicherte, die Plattform befinde sich in britischen Hoheitsgewässern. Die Ölvorkommen in der von Großbritannien beanspruchten 200-Meilenzone rund um die Inseln werden auf bis zu 60 Milliarden Barrel (je 159 Liter) geschätzt. Damit wäre es eines der größten Vorkommen weltweit. Schon 1998 war nach Öl gebohrt worden, die Ausbeutung galt damals jedoch als nicht wirtschaftlich. Inzwischen sind die Ölpreise gestiegen.

"Imperien gehen schon unter"

Vor dem Gipfel der sogenannten Rio-Gruppe im mexikanischen Cancun erklärte Nicaraguas Staatschef Daniel Ortega am Sonntagabend, Großbritannien solle die Inseln "an ihre wahren Besitzer" zurückgeben. Er werde eine entsprechende Resolution des Gipfels unterstützen. Der venezolanische Präsident Hugo Chavez erklärte, Argentinien sei im Falle eines erneuten bewaffneten Konflikts mit Großbritannien um die Falkland-Inseln "nicht allein". Er forderte die britische Königin Elizabeth II. auf, die Inselgruppe an Argentinien abzutreten. "Königin von England, mit Dir rede ich, Königin von England, die Imperien gehen schon unter", fügte der linksgerichtete Staatschef hinzu.

Ablenkung von innenpolitischen Problemen?

Beobachter vermuten, dass der Streit kommt den Regierungen beider Länder nicht ganz ungelegen komme. "Sowohl die britische auch als die argentinische Regierung erleben derzeit ein Popularitätstief und dieser Konflikt könnte ihnen kurzfristige Vorteile verschaffen...," schreibt die argentinische Zeitung"La Nacion". Einen Krieg wie 1982 hält Kommentator Rosendo Fragaaber für unwahrscheinlich. Nach jahrelangem Sparen seien die argentinischen Streitkräfte heute noch viel weniger als 1982 in der Lage, eine Auseinandersetzung zu führen. Und schon damals musste Argentinien eine bittere Niederlage einstecken.

Argentinien und Großbritannien streiten schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts über die Falklandinseln, die in Lateinamerika als "Las Malvinas" bezeichnet werden. 1982 ließ die damals in Argentinien regierende Militärjunta die Inseln von ihren Truppen besetzen, was einen Krieg mit Großbritannien auslöste. Die Kämpfe kosteten rund 750 Argentinier, 255 Briten und drei Inselbewohner das Leben, nach zehn Wochen kapitulierten die argentinischen Streitkräfte. Erst 1990 nahmen Argentinien und Großbritannien wieder volle diplomatische Beziehungen auf, ohne aber den Streit um die Inseln gelöst zu haben.  (red/APA)