Wien - "Österreich" liegt nicht nur gratis in den Straßen auf, Wolfgang Fellners neuer Anlauf: kostenlose Abos Montag bis Donnerstag - von Befristung keine Rede. Das Modell spricht gegen die Wiederkehr der täglichen Glanzbeilage. Und es betrifft eine wesentliche Einnahmequelle, einen wesentlichen Wert des Verlags.

Gratisaboblätter sind nicht neu: In Island war eines bis zur Finanzkrise ein Erfolg, nun wurde es an den größten Verlag verkauft, ebenso sein dänischer Ableger; der schwedische ging 2008 bankrott. Als Erfolg gilt eines in Israel. Österreicher versuchten es so 2007 in der Schweiz (wie "Österreich" gegen "Heute") gegen ein erfolgreiches Gratisblatt. 2008 endete die Zustellung, 2009 das Blatt. Investor dort: Michael Grabner, beteiligt an Fellners oe24.at.

Wer "Österreich" aber auch Freitag und Samstag mit Magazinen will, zahlt einen "kleinen Aufpreis": 9,90 Euro - soviel wie reguläre "Österreich"-Abos im ersten Jahr. Die verteuerten sich rasch auf 17,90 Euro. Zahlende Abonnements sind eines der wesentlichsten Assets von Zeitungen bei allfälligen Verkäufen. Und sie sind nicht zuletzt regelmäßige Einnahmequellen. "Österreich" hat versucht, seine anfangs laufend kündbaren Abonnements mit Zugaben wie Benzingutscheinen in nur jährlich kündbare Abos umzuwandeln. Das bewahrt nun vor fluchtartiger Kündigung zu Gratis- oder auch günstigeren Freitagsamstagabos.

Herausgeber Wolfgang Fellner lässt offen, wann die Testphase zu Ende geht. Enden werde sie jedenfalls, betonte der Zeitungsmacher: "Sie wird sicher nicht länger dauern, als etwa ein Test-Abo von 'Standard' oder 'Kurier'." Ein neues Geschäftsmodell mit Gratis-Abos stehe jedenfalls nicht zur Diskussion, auch für die Zukunft schließe er dieses als regulären Vertriebsweg "definitiv" aus, so Fellner.

Beworben wird die Testaktion in der Sonntagsausgabe von "Österreich". Wer sich anmeldet, hat laut Herausgeberbrief keinerlei Verpflichtungen, sich an die Zeitung zu binden. Allerdings umfasst die Gratiszustellung nur die Ausgaben von Montag bis Donnerstag, wer Freitag bis Sonntag ebenfalls nicht auf "Österreich" verzichten will, muss dafür bezahlen.

Für Fellner ist die Nicht-Befristung "der Witz der Geschichte". Man gehe eben nicht her und beschränke das Abo von vorneherein auf zwei bis drei Wochen. Länger als andere Zeitungen will er das Test-Abo nicht machen, sagte er. " Im Schnitt sind das vier Wochen." (fid/DER STANDARD; Printausgabe, 22.2.2010, online ergänzt/APA)