Dohnal war eine engagierte Kämpferin für Frauenrechte. Sie war auch die erste Frauenministerin Österreichs.

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Johanna Dohnal konnte 1993 den Grundsatz vom gleichen Lohn für gleiche Arbeit auf legistischer Ebene im Gleichbehandlungsgesetz verankern und sie ermöglte Männern in Karenz zu gehen.

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Dohnal: "Ich war viel zu wenig unbequem in manchen Sachen, hätte manchmal noch unbequemer sein sollen in bestimmten Fragen."

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1980 bei einer Pressekonferenz als Staatssekretärin ... 

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... und bei einer Pressekonferenz mit SPÖ-Chef Werner Faymann im September 2008. Dohnals Prinzip war Einmischen in alle Belange, um die Lebenssituation der Frauen zu verbessern. Anecken und kämpfen gehörte dazu, war vorprogrammiert und oft erwünscht.

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Wien - Österreichs wohl berühmteste Frauenpolitikerin ist tot. Johanna Dohnal ist in der Nacht auf Samstag in ihrem Haus im Weinviertel verstorben. Sie hatte schon seit längerer Zeit an Herzproblemen gelitten. Dohnal wurde 71 Jahre alt.

"Tief bestürzt und betroffen" zeigt sich SPÖ-Chef Werner Faymann angesichts des Ablebens von Johanna Dohnal. Die Sozialdemokratie verliere mit Johanna Dohnal "eine der großen und prägenden Persönlichkeiten ihrer Geschichte", erklärte der Bundeskanzler in einer Aussendung.

Dohnal sei Zeit ihres Lebens eine engagierte Vorkämpferin für die Rechte der Frauen gewesen: "Sie war eine Politikerin, die Großes für die Menschen in Österreich - insbesondere für die Frauen in diesem Land - geleistet hat." Ihr Leben und Wirken sei untrennbar mit der Sozialdemokratie und ihren Grundwerten der Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität verbunden: "Sie wird uns allen unvergessen bleiben."

Fischer: "Mutige Vorkämpferin"

Bundespräsident Heinz Fischer hat in seiner Stellungnahme zum Ableben von Johanna Dohnal die Arbeit der früheren Frauenministerin umfassend gewürdigt. Mit dem Tod Dohnals verliere Österreich eine "mutige Vorkämpferin für Frauenrechte und Gleichberechtigung", der sehr viele Frauen in Österreich und damit das ganze Land sehr viel verdankten.

Manches, was heute in Bezug auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft selbstverständlich erscheine, habe in den letzten Jahrzehnten mühsam erkämpft werden müssen - "und Johanna Dohnal hat diesen Kampf um frauenpolitische und sozialpolitische Ziele mit ihrer ganzen Kraft und Persönlichkeit und ohne Rücksicht auf die eigene Person geführt". In ihrer Funktion als Staatssekretärin und später Ministerin für Frauenfragen habe sie auf eine lange Liste von Erfolgen verweisen können.

Auch nach ihrem Ausscheiden aus der aktiven Politik sei Dohnal unermüdlich für ihre Ideale und Prinzipien tätig gewesen, würdigte Fischer. "Bei ihrem 70. Geburtstag vor genau einem Jahr erlebte Johanna Dohnal noch Genugtuung, dass ihr Lebenswerk, das vielen Anfeindungen ausgesetzt war, letzten Endes ein hohes Maß an Anerkennung gefunden hat."

Ikone der Frauenbewegung

Mit dem Tod von Johanna Dohnal verliert die österreichische Frauenpolitik ihr prominentestes Aushängeschild. Auch wenn ihre Tätigkeit in der Regierung mittlerweile schon 15 Jahre her ist, wird noch immer in erster Linie mit ihrem Namen der Kampf um gleiche Rechte für Frauen verbunden. Dohnal, die von 1979 bis 1995 Jahre Regierungserfahrung sammelte, war auch die erste Frauenministerin Österreichs. Als einer ihrer Prestigeerfolge dabei gilt das Gleichbehandlungspaket, das ein gleiches Pensionsalter von Männern und Frauen an eine Reihe von Maßnahmen koppelte.

Dohnals Prinzip war Einmischen in alle Belange, um die Lebenssituation der Frauen zu verbessern. Anecken und kämpfen gehörte dazu, war vorprogrammiert und oft erwünscht. Auch in der eigenen Partei stieß sie oft an Grenzen. Letztlich war selbst ihr Abschied aus der Politik im Jahr 1995 ein nicht ganz freiwilliger, sondern erfolgte auf Wunsch des damaligen Kanzlers Franz Vranitzky (SPÖ).

Initiativen

Aber bei allen sachlichen und ideologischen Unterschieden war ihre Sachkompetenz anerkannt. Ihre großen Anliegen waren die eigenständige Existenzsicherung aller Frauen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Besserstellung von Frauen in der Arbeitswelt. Den Grundsatz vom gleichen Lohn für gleiche Arbeit konnte Dohnal 1993 auf legistischer Ebene im Gleichbehandlungsgesetz verankern. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz hat sie in der Öffentlichkeit thematisiert, gemeinsam mit Vranitzky den Kampf gegen Gewalt an Frauen und Kindern initiiert.

Auf ihre Bemühungen sind zahlreiche weitere Initiativen zurück zu führen, unter anderem die Möglichkeit für Männer in Karenz zu gehen und das - mittlerweile allgemeine - Bewusstsein, dass flächendeckende Kinderbetreuungseinrichtungen notwendig sind. Eingesetzt hat sich Dohnal auch für Frauenquoten in Ministerien und an den Universitäten.

"Zu wenig unbequem"

Wiewohl Dohnal als streitbar galt, sah sie sich im Nachhinein fast als zu kulant an: "Ich war viel zu wenig unbequem in manchen Sachen, hätte manchmal noch unbequemer sein sollen in bestimmten Fragen", sagte sie in einem APA-Interview anlässlich ihres 70. Geburtstages. Zuletzt wandte sie sich vehement gegen eine Infragestellung der Fristenlösung. Von der Großen Koalition war sie kein Fan, ihre Wunschregierung wäre ein allein von der SPÖ geführtes Kabinett gewesen.

Dohnal wurde am 14. Februar 1939 in Wien geboren. Nach der Pflichtschule erlernte sie den Beruf eines Industriekaufmannes und arbeitete als kaufmännische Angestellte. Sie war zunächst bei den Kinderfreunden, später als Bezirksrätin, tätig. 1972 wurde sie Wiener Landesfrauensekretärin der SPÖ, 1973 Abgeordnete des Wiener Landtages und Gemeinderates. Bruno Kreisky holte sie 1979 als Staatssekretärin für Frauenfragen in die Regierung, elf Jahre später wurde - unter Franz Vranitzky - das Staatssekretariat zum Ministerium aufgewertet. 1987 wurde Dohnal auch Bundesvorsitzende der SPÖ-Frauen und stellvertretende Parteivorsitzende.

Johanna Dohnal war geschieden, Mutter zweier Kinder, und lebte zuletzt im Weinviertel. Ihre Lebenspartnerin war seit vielen Jahren Annemarie Aufreiter. Im Vorjahr wurde Dohnal der Professorentitel verliehen. (APA)